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In Hamburg-Wandsbeck stehen Rohbauten von Mehrfamilienhäusern (bald nicht mehr). Sie sollen jetzt aufgrund von Mängel am Bau und Schimmel bis auf den Keller, die Heizungsanlage und die Tiefgarage abgerissen werden. Und sie sind nur ein Beispiel für Bauten, mit denen einst euphorisch begonnen wurde, bevor sie dann sang- und klanglos aufgegeben wurden: aus unterschiedlichen Gründen. Es gibt weitere solcher Beispiel: etwa einen „Weißen Elefanten“ in Frankfurt an der Oder.

Zehn Millionen Bauten werden abgerissen

Nicht beachtete Vorschriften, zu ehrgeizige Pläne, finanzielle Fehleinschätzungen — es gibt gleich eine ganze Reihe von Gründen, warum Neubauten scheitern. Bei den 42 Wohnungen in den beiden Neubauten der Wohnungsgenossenschaft Hamburg-Wandsbek waren es wohl Baumängel und Schimmel in Holz-Bauteilen. Insgesamt soll durch die niemals vermieteten Wohnungen ein Schaden in Höhe von zehn Millionen Euro entstanden sein. Weite elf Millionen Euro dürfte der anschließende Bau neuer Häuser mit insgesamt 85 Wohnungen kosten, schreibt das Hamburger Abendblatt. Möglicherweise kommt es wegen der missglückten Neubauten zu einer Schadensersatzklage der Wohnungsgenossenschaft gegen ihre beiden ehemaligen Vorstände Verena Helle und Martin Hornig. Bauruinen können viel Ärger einbringen.

Stopp für 16 Häuschen

Anders liegt der Fall beispielsweise bei den sechzehn Fast-Hausbesitzern, die im Wiesbadener Künstlerviertel den Bau ihrer Häuser beenden mussten. Der Verwaltungsgerichtshof hatte die Bauarbeiten im November 2009 gestoppt. Kläger war ein Holzhändler in der Nachbarschaft der Neubauten. Er hatte Angst, dass hohe Brandschutz- und Lärmauflagen seinen Betrieb gefährden. Nun wird gerätselt, wer da für Planungsfehler verantwortlich ist. Unklar bleibt noch, ob sich einige Neubauvorhaben nach einer Änderung des Bebauungsplans retten lassen. Größerer Schaden von den Bauherren wurde abgewendet; laut des Wiesbadener Oberbürgermeisters Helmut Müller und des Planungsdezernenten Joachim seien die Bauherren schadlos gestellt worden. Auch mit Bauruinen hat man bisweilen Glück im Unglück.

Die Chipfabrik an Frankfurt an der Order

Ein letztes Beispiel: Frankfurt an der Oder. Die Landesregierung Brandenburgs plante hier gemeinsam mit einem Großinvestor aus Dubai eine Chipfabrik. Die Fabrikgebäude wurden gebaut, aber nicht bezogen. Im Herbst 2003 scheiterte das Projekt und gehörte fortan zu den so genannten „Weißen Elefanten“. „Weiße Elefanten werden teure Projekte bezeichnet, für die es anschließend keinen Nutzen gibt. Im Fall der Chipfabrik in Brandenburg ging die Sache gut aus. Conergy, ein Unternehmen für Solarenergie aus Hamburg, übernahm die Bauruine im Jahr 2006 und schuf einen Standort für die Produktion von Solarzellen. Mehrere Hundert Arbeitnehmer arbeiten dort. Wenn Neubauten nie bezogen werden, ist Schadensbegrenzung gefragt. Die funktioniert bisweilen sogar. Gott sei Dank.