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Das Fertighaus als solches geht bisweilen eigenartige Wege, um sich seinem möglichen zukünftigen Besitzer zu präsentieren. Mittlerweile trifft man es ab und an in Lebensmittel-Discountern und auch bei Möbelriesen. Jüngstes Beispiel: IKEA und sein Fertighaus Boklok. Aber nicht immer finden Verbraucherschützer wie die von der Stiftung Warentest gut, was da so angeboten wird. Dem Fertighaus als Alternative zum komplett selbst gebauten Eigenheim dürfte das jedoch keinen Schaden zufügen.

Boklok ist da

Boklok ist Schwedisch und bedeutet soviel wie „Wohne clever“. Boklok ist ein Fertighaus und wird von jenen schwedischen Möbelhäusern verkauft, deren Name bei geplanten Möbelkäufen häufig ganz spontan fällt: Ikea. Bislang sind die Standorte Wiesbaden und Offenbach für Boklok-Häuser geplant, weitere Standorte sollen in Nürnberg und später auch anderswo in Deutschland folgen. Die Reihenhäuser sind laut Ikea zum Preis ab knapp 200.000€ zu haben. Eine Einladung zum Einrichtungsabend soll es gratis dazugeben, berichten die Medien. Dort werden dann Möbel-Ideen vorgestellt, die — wen wundert es — von Ikea stammen. Diese Schweden sind schon clever irgendwie.

Die Kritik der Stiftung Warentest

So ganz nach Plan funktionierte die Markteinführung der Boklok-Häuser jedoch nicht, denn die Stiftung Warentest veröffentlichte ihre ganz eigenen Informationen zu den IKEA-Häusern: Man habe sich den Bauvertrag angesehen und ihn nicht für gut befunden. Laut Stiftung Warentest seien etwa Außenwände so beschaffen, dass weder Nägel und Schrauben noch Zusatz-Steckdosen dort angebracht werden können. Vom versprochenen Schallschutz für die Trennwände zwischen den Häusern sei keine Rede mehr. Zudem gebe es gravierende Nachteile für den Kunden in der vertraglichen Beziehung zum Bauunternehmen. So sei die Baufirma berechtigt, Bauleistungen ohne Angabe triftiger Gründe zu ändern und auch von den ursprünglichen Bauplänen und -beschreibungen abzuweichen. Es gäbe keinen fixierten Fertigungstermin und die Schlussrate sei auch dann zu bezahlen, wenn noch Restarbeiten anstünden. Das klingt wirklich nicht gut für potenzielle Hausbesitzer. Die Nachricht machte schnell die Runde. „Ärger mit Boklok“ titelte etwa Spiegel Online am siebten Mai. Ikea selbst musste reagieren, um Imageschaden abzuwenden. Nägel für Bilder etc. können verwendet werden und es gäbe einen sehr guten Schallschutz in den Boklok-Häusern, schrieb das Unternehmen am zwölften mai in einer Presseerklärung. Wie es nun wirklich um die Boklok-Häuser steht, wird wohl erst ein Praxistest zeigen: sobald die Häuser komplett stehen.

Das moderne Fertighaus

Was Ikea vielleicht Probleme bereitet, wird dem Fertighaus als Prinzip des Hausbaus wohl keinen Schaden zufügen. Das gilt etwa für Holz-Fertighäuser. Laut Berliner Morgenpost wird in Hessen und Baden-Württemberg inzwischen jedes vierte Haus als Holz-Fertighaus gebaut. Das Image vom Billighaus für niedrige Ansprüche scheinen Fertighäuser abgelegt zu haben. Fertighäuser werden energiesparend gebaut und machen dem zukünftigen Hausherrn bei der schlüsselfertigen Variante bestenfalls wenig Arbeit. Ein Blick auf Verträge, die man da wohlmöglich unterschreibt, kann jedoch auch beim Fertighaus nie schaden: ob es nun von IKEA stammt oder von irgendwem.