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Als Denkmal geschützt ist das Bankpalais in Mannheim trotz einer barock anmutenden Fassade nicht. Das heutige Bankpalais ist nämlich „nur“ der teils historisch wirkende, aber dennoch erst in den 70er Jahren erbaute Ersatz eines um das Jahr 1720 herum erbauten Hauses. Und „historisch anmutend“ und „historisch“ sind halt nach wie vor zwei unterschiedliche Dinge. Rein rechtlich gesehen, könnte das Bankpalais also problemlos für einen modernen Neubau abgerissen werden, wie die LBBW als Besitzerin es ursprünglich vorgehabt hat. Probleme gab es dennoch, weil sich viele Mannheimer gegen den Neubau gewehrt haben. Trotzdem wird das Bankpalais im Frühjahr 2013 abgerissen, was aber kaum einen mehr traurig stimmt. Grund dafür ist ein Kompromiss.

Kurze Geschichte eines markanten Hauses

Die markante gelb-weiße Fassade des Bankpalais zeigt in Richtung der Planken, der Hauptgeschäftsstraße Mannheims, an der das Bankpalais liegt. Drei Stockwerke ist das Palais hoch, ausgestattet mit einer doppelten Reihe von Gauben sowie mit schmiedeeiserner Eingangstüre, heißt es auf Rhein-neckar-industriekultur.de. Hier wird auch die Meinung vertreten, dass das Bankpalais im Straßenbild der Fußgängerzone angenehm aus dem Rahmen des Üblichen fällt. Die Geschichte des Hauses beginnt mit seinem Vorgängerbau, der – so Rhein-neckar-industriekultur.de – um 1720 herum zunächst als zweistöckiges Stadtpalais gebaut worden ist. Nach mehreren Besitzerwechseln hat es 1902 dann vermutlich einen größeren Umbau gegeben.

Seit 1949 stand das Haus unter Denkmalschutz; dennoch wurde der Badischen Bank als Besitzerin in den 70er Jahren der Abriss und ein Neuaufbau mit historischer Anmutung erlaubt. Andreas Plattner war damals der Architekt, nach dessen Plänen die Neugestaltung der Immobilie zwischen 1974 bis 1976 realisiert wurde. Das geschah allerdings so, dass die neue Immobilie heute nicht mehr als Baudenkmal gilt. Seit 2009 steht die Immobilie, die sich inzwischen im Besitz der LBBW Immobilien Development befindet, leer. Und 2012 kamen die aktuellen Abbruchpläne auf den Tisch und weckten den großen Widerstand.

Abrisspläne, Protest und neue Pläne

Anfang 2012 wurde bekannt, dass die LBBW Immobilien Development den Abriss des Bankpalais plant. Mit einem Abriss würde Mannheims City „einen Erinnerungswert an die glanzvollen Zeiten als Residenzstadt verlieren“, hieß es als einer der Reaktionen darauf am 19. Januar 2012 auf Morgenweb.de, dem Onlineportal der Zeitung „Mannheimer Morgen“. Basierend auf den Plänen des Architekturbüros Blocher Blocher Partners sollte nach dem Abriss ein moderner Glasbau entstehen. Aber man hatte nicht mit dem starken Protest gerechnet, der auf die Bekanntgabe dieser Pläne folgte. Im Mai 2012 wurden die Pläne deshalb geändert. Nun ist zwar weiterhin ein Abriss geplant. Allerdings wird es keinen Neubau mit moderner Glasfassade, sondern einen fünfstöckigen Bau im Barockstil geben, der sich aus Sicht der ehemaligen Neubaugegner deutlich besser als die ursprünglich geplante Immobilie in die Stadt einfügt. Drei Etagen der neu geplanten Immobilie werden für Handel reserviert, die obersten beiden für Technik und Büros. Das Projekt soll insgesamt 35 Millionen Euro kosten.

Bauen zwischen Bewahren und Erneuern

Was in Mannheim geschieht, ist wohl vielerorts immer wieder Thema. Letztlich zeigt die Diskussion in Mannheim einmal mehr, dass die Frage, ob und wie man Alt gegen Neu ersetzt, nicht allzu unsensibel beantwortet werden darf. Jeder Neubau verändert ein bestehendes Ensemble aus Immobilien, setzt bestenfalls neue reizvolle Akzente, zerstört schlimmstenfalls etwas, was die Menschen lieb gewonnen haben. Architektur und Stadtplanung werden immer mehr sein als „nur“ die Frage, wer was wie baut. Sie bedeuten stets auch Antworten auf die Frage, wie Menschen in Zukunft leben (werden und möchten). Und diese Antworten werden nicht nur sachlich kühl beantwortet, sondern bisweilen auch sehr emotional. Wie in Mannheim.