You are currently viewing Das schwierige Leben potenzieller Immobilienfonds-Anleger

Man liest in letzter Zeit sehr verschiedene Dinge über Immobilienfonds. „Betongold glänzt wieder“, titelte etwa der Nachrichtensender n-tv. Journalistin Angelika Slavik von der Süddeutschen Zeitung berichtet derweil vom „langen Sterben der Immobilienfonds“, meint damit offene Fonds und zählt sie zu den Verlierern des Jahres 2011. Als potenzieller Anleger steht man dann etwas ratlos da. Soll man nun in Immobilienfonds investieren: Oder vielleicht lieber doch nicht?

Immobilienfonds sind derzeit begehrt

Begonnen wir mit dem Bericht von n-tv. Sicherheit stehe angesichts hoher Staatsschulden, lahmender Konjunktur und eines kriselnden Euros hoch im Kurs, schreibt der Sender. Die anschließend von ihm veröffentlichten Zahlen des Bundesverbandes Investment und Asset Management (BVI) sprechen dafür, dass Anleger Immobilienfonds nach wie vor als solch eine Sicherheit empfinden. 735 Millionen Euro seien in den ersten neun Monaten aus Aktienfonds abgezogen worden, während die Offenen Immobilienfonds im selben Zeitraum um ungefähr 877 Millionen Euro zulegten. Das sind Anzeichen dafür, dass die Attraktivität der Offenen Immobilienfonds tatsächlich 2011 zumindest in den Monaten von Januar bis September gestiegen ist. Das Betongold glänzt. Es bleibt die Frage nach der Performance:

•    Hier kommt der BVI auf eine durchschnittliche Wertsteigerung von 3,8 Prozent in einem Beobachtungszeitraum von zehn Jahren. Die in die Analyse eingeflossenen Fonds der letzten drei Jahre haben zu diesem Ergebnis allerdings weniger beigetragen: Mit Blick auf einen 3-Jahreszeitraum zeigte sich zum Stichtag „30. November 2011“ eine Performance von nur 2,6 Prozent.

•    Blickt man, wie die Investment Property Databank (IPD) in ihrer Studie „Performance – Studie Offene Immobilienfonds 2011“, auf die Performance unter Berücksichtigung der Inflation, lässt sich „mit dem Großteil der Fonds über zehn Jahre eine Rendite von zwei bis drei Prozent“ erzielen.

Gar nicht so schlecht! Allerdings sind Durchschnittswerte natürlich immer etwas problematisch, weil die Performance einzelner Fonds deutlich abweichen kann.

Ein Blick auf die Eingefrorenen und Aufgelösten

Angelika Slavik verweist in ihrem Text in der Süddeutschen Zeitung auf das Schwächeln vieler Offener Immobilienfonds zu Beginn der Finanzkrise und darauf, dass einige davon nach einer Einfrierzeit von zwei Jahren 2011 nicht wieder in den Markt einsteigen konnten. Zu ihnen gehören etwa der Offene Immobilienfonds Axa Immoselect, dessen Auflösung im Oktober vergangenen Jahres bekannt wurde, oder der db ImmoFlex der DWS Investment GmbH. Der Stand Anfang 2012: Sieben Offene Immobilienfonds werden bis 2014 aufgelöst, sechs weitere sind noch eingefroren, sodass über siebzehn Milliarden Euro dort festliegen. Auf der anderen Seite bescherten die Anteile geschlossener Immobilienfonds den Börsen Hamburg und Hannover bis zum 28. Dezember 2011 immerhin einen Umsatz von 844,9 Millionen Euro und waren damit keine Ladenhüter. Einen gewissen Reiz scheinen auch eisige Fonds auszuüben.

Und was sagen all die Zahlen?

Die Zahlen sagen zumindest, dass es wohl übertrieben ist, den Tod der Immobilienfonds auszurufen. Im Gegenteil: Allgemein freuen sie sich über Zuwächse, aber das gilt eben nicht für alle. Letztlich sieht auch n-tv in seinem Artikel neben dem Glanz die Probleme der Anlageklasse. Ab 2013 wird das neue Investmentgesetz die Fonds zwar vor allzu großen Geldabflüssen innerhalb kurzer Zeit schützen und damit die Gefahr eingefrorener Fonds senken. Ein Komplettschutz vor bösen Überraschungen dürfte aber auch das für Anleger nicht sein. Fazit: Offene Immobilienfonds können weiterhin eine gute Geldanlage sein, sind nicht tot, jedoch mit etwas Vorsicht zu genießen: so wie die meisten Geldanlagen.