You are currently viewing Duisburg, das Outlet-Center und die Zinkhüttensiedlung

Die German Development Group (GDG) plant in Duisburg-Marxloh das „Designer Outlet Village“ mit etwa 26.000 m² Verkaufsfläche und zusätzlichem Raum für etwa 2.500 Parkplätze. Das Großprojekt dürfte Deutschlands Rolle als einer der größten Märkte für neue Shoppingcenter-Flächen in Europa unterstreichen. Allerdings gibt es auch Kritik am Projekt. Sie kommt vor allem von den noch nicht umgezogenen Bewohnern der Zinkhüttensiedlung, die für das Shoppingcenter weichen soll.

Das geplante 125-Millionen-Euro Projekt in Marxloh

Ob die Duisburger Rhein-Ruhr-Halle ihr vierzigstes Lebensjahr in alter Form erreichen wird, darf bezweifelt werden. Die im Oktober 1975 eröffnete Halle ist seit März 2011 geschlossen, Teile von ihr werden abgerissen, aber ihr Stahlgerüst soll ins neue Outlet-Center integriert werden. Der Center-Investor möchte insgesamt etwa 125 Millionen Euro in das Projekt investieren und als Eröffnungstermin ist der Oktober 2013 im Gespräch. Geht alles wie gewünscht, kommen dann bis zu 2,7 Millionen Kunden pro Jahr nach Marxloh. Die Pläne, den Standort für ein Outlet-Center zu nutzen, sollen bereits 2007 geschmiedet worden sein. Ob der geplante Eröffnungstermin zu halten ist, muss jedoch wohl noch abgewartet werden, denn nicht alleine die Zukunft der Rhein-Ruhr-Halle ist von den Centerplänen betroffen. Teil des Center-Projekts soll auch das arg in die Jahre gekommene, geschlossene, aber denkmalgeschützte Stadtbad in Duisburg-Hamborn werden. Schließlich soll die sogenannte Zinkhüttensiedlung mit insgesamt etwa 394 Wohnungen in der Nachbarschaft der Rhein-Ruhr-Halle weichen. Genau hier beginnt das Problem.

Der Widerstand

Die Zinkhüttensiedlung wurde in den 60er Jahren fertig gestellt und ihre Thyssen-Werkswohnungen waren einst heiß begehrt. Einige der Bewohner leben mittlerweile bereits Jahrzehnte hier, aber eventuell nicht mehr allzu lange. Bis zum Herbst 2011 schien die Welt in der Siedlung in Ordnung zu sein, weil das Outlet-Center zwar bereits geplant war, die Flächen der Zinkhüttensiedlung dabei aber keine Rolle spielten. Dann wurde jedoch bekannt, dass das Center größer werden soll, als bisher gedacht, und dass dafür auch die Flächen der Siedlung benötigt werden. Der Eigentümer der Siedlung, das Immobilien-Unternehmen Immeo, hat sich mit dem Center-Investor geeinigt: Die Siedlung soll weg. Angeblich soll das alles ohne Beteiligung der Einwohner oder auch nur eine frühzeitige Information an sie geschehen sein. Ihr Widerstand gegen die Centerpläne manifestiert sich seit Monaten in der Bürgerinitiative Zinkhüttenplatz. Aber nicht jeder kämpft. Eine ganze Reihe ehemaliger Bewohner sind bereits ausgezogen. Der Rest ist jedoch nicht bereit, einfach zu gehen.

Duisburg braucht Impulse

Mehr als 800 Arbeitsplätze soll das Outlet-Center bringen, sagen Lokalpolitiker. Die „Bürgerinitiative Zinkhüttenplatz“ hält diese Zahl für zu hoch gegriffen und glaubt zugleich ihrerseits, dass weitaus mehr Arbeitsplätze im Umland verloren gehen könnten. Was stimmt und was nicht? Ganz genau weiß man es wohl nicht. Fakt ist, dass Duisburg nach wie vor neue Impulse braucht. Im Städte-Ranking 2011 der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft und des Magazins WirtschaftsWoche mit den fünfzig einwohnerstärksten Städten Deutschlands belegt Duisburg im Niveauranking Platz 46 und beim Dynamikranking Platz 44. Zwei Daten: Die Wirtschaftsleistung Duisburgs stieg von 2005 bis 2010 um 3,8 Prozent, während der Durchschnitt der fünfzig untersuchten Städte bei 10,5 Prozent lag. Duisburgs Arbeitslosenquote lag 2010 bei 13,2 Prozent, während sie mit Blick auf alle fünfzig Städte durchschnittlich zehn Prozent erreichte.

Schwierige Entscheidungen

Ja, Duisburg braucht wohl wirklich zusätzliche Impulse und ein großes Outlet-Center könnte (!) solche Impulse bringen. Allerdings bleibt einerseits tatsächlich die Frage, inwieweit auch das Umfeld des Outlet-Centers von einer Ansiedelung profitieren würde. Es würde sehr profitieren? Dann ist eine Umsiedelung der Bewohner in der Zinkhütten-Siedlung vielleicht wirklich ein Opfer, das erbracht werden muss, wenn man das Gesamtwohl der Stadt im Auge hat. Ist das so? Abschließend kann diese Frage hier wohl nicht beantwortet werden. Aber selbst wenn es ein notwendiges Opfer wäre, bliebe wohl noch die Frage, ob der Umgang mit den Bewohnern im Verlauf der letzten Monate richtig und angemessen gewesen ist. Auch das ist so eine Frage, die bisweilen in der Welt der Immobilien eine Rolle spielt. Sie wird hier nur gestellt. Sie impliziert keine Antwort.