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Zwischen den modernen Anforderungen an die Energieeffizienz von Gebäuden und dem Schutz als Denkmal deklarierter Häuser einen Einklang zu erzeugen, ist nicht immer ganz einfach. Das Bauhaus in Dessau ist allerdings ebenso ein Beispiel dafür, dass solch ein Einklang möglich ist, wie die Friesenheimer Hohenzollernhöfe in Ludwigshafen. Doch es gibt auch andere Beispiele: etwa die Martius-Villa in Erlangen. Bei ihr scheint der Denkmalschutz der Energieeffizienz deutlich im Wege zu stehen.

Das Bauhaus in neuem Glanz

3,7 Millionen Euro werden voraussichtlich für die energetische Sanierung des Bauhauses in Dessau investiert. In den Jahren 1925 bis 1926 wurde das Gebäude nach Plänen von Walter Gropius gebaut. 2011 soll das geschichtsträchtige Haus eine Solaranlage, doppelt verglaste Fenster, eine neue Heizungssteuerung und eine verbesserte Gebäudehülle bekommen. Seit 1996 gehört das Bauhaus Dessau zum Weltkulturerbe der UNESCO. Das bedeutet auch, dass energetische Sanierung hier besondere Rücksicht auf die erhaltenswerte Bausubstanz nehmen muss. Das scheint allerdings in Dessau keine unüberwindbare Schwierigkeit zu sein.

Hohenzollernhöfe für modernes Wohnen

Wie gut Kompromisse zwischen energetischen Anforderungen und dem Schutz für traditionsreiche Gebäude funktionieren, zeigen auch die Friesenheimer Hohenzollernhöfe in Ludwigshafen mit ihren etwa 180 Wohneinheiten. Aus der 1923 erbauten Wohnsiedlung im Ludwigshafener Stadtteil Friesenheim soll durch Sanierung eine neue Wohnanlage entstehen, die modernen Wohnbedürfnissen ebenso gerecht wird wie energetischen Anforderungen. Verantwortlich für das Projekt ist das Unternehmen LUWOGE, das Wohnungsunternehmen der BASF. Ersten Sanierungsarbeiten gingen umfangreiche Gespräche mit den Bewohnern der Höfe voraus. Ziele der LUWOGE für das Projekt sind neben einer Kombination aus Denkmalschutz und energetischer Sanierung unter anderem die Entwicklung von „zeitgemäßen Grundrissen für verschiedene Zielgruppen“ sowie die „Einbindung von Gemeinschaftsflächen“ und die „Unterstützung von Selbstorganisation und Gemeinschaftsbildung“. Um die denkmalgeschützte, zur Straße zeigende Fassade der Höfe weitgehend originalgetreu zu erhalten, wurde bei der energetischen Sanierung hier auf eine energetische Innendämmung gesetzt, während die Fassade auf der Hofseite von außen gedämmt wurde. Zudem wurden Fenster mit Dreifachverglasung eingesetzt. Auch hier wurde der Einklang zwischen zwei unterschiedlichen Interessen also gefunden.

Wo Denkmalschutz + (energetisches) Sanieren noch nicht funktioniert

Dieser Einklang wird in Erlangen noch gesucht. Die Martius-Villa wurde in den 60er Jahren gebaut und vom in Kunstkreisen bekannten und 2009 verstorbenen Maler Herbert Martius unter anderem mit Ornamenten verziert. Heute gehört das Haus dem Ehepaar Fath-Kelling, das die Villa zunächst aufgrund großen Sanierungsbedarfs abreißen wollte. Der städtische Bauausschuss Erlangens wandte sich allerdings gegen diese Pläne und die Untere Denkmalschutzbehörde stellte die Villa unter Denkmalschutz. Im weiteren Verlauf dieser Geschichte brachten die Fath-Kellings mehrere Lösungsvorschläge ein, um die Sanierung unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes zu realisieren. Zuletzt war eine horizontale Teilung des Hauses geplant, die von Baukunstbeirat und Unterer Denkmalschutzbehörde bereits abgesegnet wurde, beim Bauausschuss aber weiterhin auf Einwände stieß. Bei der Villa Martius heißt es also: Zukunft ungewiss! „Wenn Denkmalschutz zum Verhinderer wird“ titelte das Portal Nordbayern.de deshalb seinen Artikel zur aktuellen Sachlage. Vielleicht sollte man sich in Erlangen da ein wenig an Dessau und Ludwigshafen orientieren?

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. Herrmann

    Das große Problem: In der Denkmalpflege geht es meist um Existenzberechtigung und Macht, und nicht um die Erhaltung von Denkmälern.
    Willst du ein Haus erhalten, musst du es beleben. Und da die Ansprüche in Sachen Wohnkomfort (und also auch energetische Wärmedämmung) gestiegen sind, müsste da die Denkmalpflege ein Stück entmachtet werden, wie es Antje Vollmer schon vor zehn Jahren vorschlug. Ein weiteres Problem ist, dass die Denkmalpfleger oft überhaupt keine Ahnung vom Bauen haben (meist sind es Kunsthistoriker). Gerade gelesen: Bei der Renovierung in Chossewitz / Brandenburg wurde bei der San ierung das Anbringen einer Regenrinne untersagt, da dies „zur Zeit der Erbauung nicht üblich war“. Ich muss kein Bauphysiker sein, um zu prophezeien, dass das Gemäuer bald wieder feucht ist. Das Dumme: Viele Leute scheuen das Projekt einer Renovierung, da sie keine Lust auf die Aueinandersetzungen und die unsinnnigen Mehrkosten haben. Und nicht selten lässt man so ein altes Gebäude lieber verfallen. Leider.

  2. Kobold 140

    Bin ebenfalls der Ansicht, dass es leider meist nicht um den Denkmalschutz an sich geht, sondern um die Macht der zuständigen Behörden und Denkmalschützer. Dennoch wurden im Beitrag ja auch einige positive Beispiele genannt.

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