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Am 30. April 2012 verabschiedeten sich die Bewohner der Stadt Menden mit einer Abschiedsfete von ihrem alten Bahnhofsgebäude. Manch einer hat es vielleicht wehmütig getan. Allerdings mag sich der Schmerz selbst bei vielen erklärten Freunden der Immobilie in Grenzen gehalten haben. Es ist nämlich ein Wiederaufbau geplant, wobei das neue alte Bahnhofsgebäude dem alten sehr ähnlich sein wird und möglicherweise einem Bahnhofscafe Raum bietet. Aus alt wird neu und schön, auf eine traditionsbewusste Weise. Andere ehemalige Bahnhöfe werden gekauft und saniert und bleiben auf diese Weise weitgehend so erhalten, wie sie sind. Etwa 1.700 von ihnen soll die Deutsche Bahn AG laut Frankfurter Allgemeiner Zeitung (FAZ) in den vergangenen Jahren verkauft haben und die Süddeutsche Zeitung berichtet von noch höheren Zahlen. Viele weitere ehemalige Bahnhofsbauten stehen auf Bahnliegenschaften.de noch zum Verkauf.

Mendens Bahnhofsgeschichte mit Happyend

Alte Bahnhöfe sind oftmals mehr als nur irgendwelche Immobilien. Teils sind die Häuser über 100 Jahre alt und üben auf viele Menschen einen ganz speziellen Reiz aus. Aus diesem Grund findet sich bisweilen auch außerhalb von Stadtverwaltungen und Immobilieninvestoren  Gruppen zusammen, die sich um eine Umnutzung von nicht mehr für ihren ursprünglichen Zweck eingesetzten Bahnhöfen Gedanken machen. In Menden ist es genauso gewesen. Hier entstand am 27. März 2010 aus der 2009 gegründeten „Initiative Erhalt des Mendener Bahnhofs“ der Bürgerverein Mendener Bahnhof e.V. Dieser Bürgerverein war keineswegs untätig und stellte im Mai 2010 ein Konzept eine mögliche Umnutzung vor, in dem für den des Mendener Bahnhof unter anderem Räume für Gastronomie, eine Bäckerei, ein Selbstlernzentrum und eine Touristen-Information vorgeschlagen wurden. Später war dann von einem Mehrgenerationenhaus die Rede, aber diese Pläne haben sich letztlich zerschlagen. Ein für viele Menschen glückliches Ende gab es mit den aktuellen Plänen trotzdem. Und es könnte gut sein, dass sich das Konzept des Bürgervereins Mendener Bahnhof e.V. am Ende zumindest in Teilen durchgesetzt hat.

Beispiele für Bahnhofs-Umnutzungen

Der ehemalige Bahnhof in Zerf im rheinland-pfälzischen Landkreis Trier-Saarburg dient beispielsweise schön länger als Wohnraum. Ein Ehepaar kaufte das marode Gebäude Anfang der 80er Jahre für 40.000 Deutsche Mark, berichtete die FAZ am 25. Juli 2012. Mit viel Eigeninitiative sanierten Roswitha Gouverneur-Müller und ihr Mann das etwa 120 Jahre alte Gebäude dann in einem Zeitraum von vielen Jahren, heißt es weiter. In Radeberg wurde dagegen die Stadt bei der Umnutzung eines Bahnhofsgebäudes aktiv. Sie kaufte das Gebäude im Jahr 2002 und sanierte es, sodass in der Folgezeit Mieter wie etwa ein Gastronom, ein Fitnessstudio sowie ein Friseur einziehen konnten. Insgesamt wurden bisher bundesweit 2.800 Bahnhöfe verkauft, berichtete die Süddeutsche Zeitung (SZ) Mitte 2011, wobei eine ganze Reihe der Bauwerke in großen Paketen den Besitzer wechselten. Viele Immobilien gingen beispielsweise an Patron Capital, einen in London ansässigen Finanzinvestor, dessen Tochter Main Asset Management sich um die deutschen Bahnhöfe kümmert. Es habe die Auflage gegeben, dass Patron Capital in einem Zeitraum von fünf Jahren fünfzehn Millionen Euro in die Sanierung der Gebäude steckt, heißt es in der SZ. Das sei für sichtbare Ergebnisse jedoch oft viel zu wenig. Und so wird manch ein Bahnhof auch weitergereicht, ehe er irgendwann einmal einen Investor findet, der ihn dann tatsächlich umnutzt.

Manchmal scheitert alles an der Finanzierung

Wer heute auf der Suche nach ehemaligen Bahngebäuden ist, kann sich auf Bahnliegenschaften.de über aktuelle Angebote informieren. Aber man muss sich wohl bewusst sein, dass die nötigen Investitionen in so manche der angebotenen Immobilien hoch sind, ehe man von einer erfolgreichen Umnutzung sprechen kann. Nicht jede Privatperson wird soviel Eigeninitiative über so viele Jahre aufbringen wollen wie Roswitha Gouverneur-Müller und ihr Mann. Und was für Privatpersonen gilt, gilt wohl erst recht für Städte und Investoren, für die sich Arbeits- und finanzieller Einsatz in Grenzen halten sollten. Die Finanzierung gehört nicht selten zu den Stolpersteinen, an denen Projekte der Bahnhofsumnutzung scheitern. Auch das Mehrgenerationenhaus in Mendens Bahnhof ist wohl nicht zuletzt an einer missglückten Finanzierung gescheitert. Die Verwaltung der Stadt hatte vergeblich versucht, sich eine Förderung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zu sichern. Also gibt es kein Mehrgenerationenhaus im Bahnhofsgebäude. Aber die jetzige Lösung ist ja auch eine ganz schöne.

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Alte Bahnhöfe sind auf jeden Fall spezielle und auch spannende Immobilien. Allerdings würde ich persönlich solche Immobilien eher auf schädliche Baustoffe prüfen lassen, als reine Wohngebäude – erst kürzlich las ich von einem alten Dorf-Bahnhof, bei dem später recht heftige Insektizide festgestellt wurden.

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