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Neunzehn Kirchen in Bochum werden voraussichtlich demnächst schließen oder sind bereits geschlossen. Das berichtete Astrid Seckelmann vom Geographischen Institut der Bochumer Ruhr-Universität im Rahmen einer Präsentation mit beispielhaften Nutzungsideen für drei der demnächst leeren Kirchen. Aber nicht alleine in Bochum sind Ideen für leere Kirchen gefragt: Was passiert mit Gotteshäusern, die nicht mehr dem Gottesdienst dienen?

Ideen für verlassene Gotteshäuser

Insgesamt 21 Studenten der Ruhr-Universität Bochum waren an dem Projekt des Geographischen Instituts beteiligt. Sie rückten drei Kirchen Bochums ins Blickfeld, für die Ideen zur Umnutzung gesucht werden: die Kirche Martini in Bochum Eppendorf-Goldhamme, die Alte Kirche in Wattenscheid sowie die katholische Kirche St. Antonius in Bochum-Mitte. Die Studenten entwickelten ihre Ideen anhand der Ergebnisse von Befragungen mit Menschen aus der Umgebung der drei Kirchen. Zudem berücksichtigten sie soziale Strukturen und eventuelle strukturelle Defizite am Standort des jeweiligen Gotteshauses. Für St. Antonius präsentierten die 21 Stundenten und Studentinnen beispielsweise die Idee einer Umnutzung für ein generationenübergreifendes Wohnen oder als Event- und Veranstaltungshalle sowie eine eventuelle Zwischennutzung als Stadtteiltreff, Markthalle oder Proberaum für Theatergruppen. Aus der Martinikirche könnte – so die Studentinnen und Studenten – ein interkulturelles Zentrum mit religiöser Ausrichtung werden. Alternativ tauge der Kirchenraum auch als Probestätte für Bands. Einen Abriss der Kirchenhäuser kam für die am Projekt Beteiligten nicht in Frage: „Ziel sei es, die Kirche im Dorf zu lassen“. Nur eben nicht mehr als Kirche.

Kirchen-Umnutzung bedarf hoher Sensibilität

Kirchen-Umnutzungen sind auch im übrigen Westfalen ein Thema. Von diesen Umnutzungen gibt es einige: Das Westfalen-Blatt nennt in einem Artikel vom siebten August Beispiele wie etwa die Umwandlung einer Gladbecker Kirche in einen Elektroladen und der Martinikirche in Bielefeld zum Restaurant „Glück und Seligkeit“. Allein im Bereich der evangelischen Landeskirche von Westfalen – so das Westfalen-Blatt – sollen seit 2001 insgesamt 39 Kirchen entwidmet worden sein. Die Umnutzung einer Kirche ist sicherlich ein Projekt, das besonderer Sensibilität bedarf. Für viele Menschen geht mit solch einer Umnutzung eine „langjährige soziale Heimat verloren“, glaubt die zur volkskundlichen Kommission Münster gehörende Katrin Bauer. Sie ist die Autorin einer auf zwei Jahre angelegte Studie zu Kirchen-Umnutzungen in Westfalen. Auf solche Belange muss Rücksicht genommen werden, wenn Ideen zur Umnutzung von Kirchen entwickelt werden. Die 21 Studentinnen und Studenten aus Bochum sind dabei nicht den schlechtesten Weg gegangen.