You are currently viewing Infinity Tower: besonders, (bisweilen) unsichtbar.

Neue Wolkenkratzer entstehen überall auf der Welt. Ein Wolkenkratzer, der „nur“ 450 Meter hoch werden soll, klingt da erst einmal nicht besonders spektakulär. Und dennoch ist der mit einer Höhe von 450 Metern in der Nähe von Seoul (Südkorea) geplante Infinity Tower eine Besonderheit. Einzigartig machen ihn zahlreiche Monitore in der Glasfassade sowie Kameras, die Himmels- und andere Umgebungsbilder aufnehmen. Die aufgenommenen Bilder können so in den Monitoren gezeigt werden, dass der Turm dadurch fast eins wird mit seiner Umgebung. Letztlich bedeutet das: Er wird nahezu unsichtbar.

Ein Hightech-Turm in Flughafennähe

Seit September 2013 wird der südkoreanische Infinity Tower gebaut. Verläuft alles nach Plan, wird er 2014 fertiggestellt sein und dann im Geschäftsviertel Yongsan stehen, das nahe am „Incheon International Airport“ liegt. Der befindet sich wiederum in der knapp 30 Kilometer von Seoul entfernten Stadt Incheon, die aufgrund intensiver Bebauung in der Metropolregion Seoul fast mit der Hauptstadt zusammengewachsen ist. Nicht verwechselt werden sollte der südkoreanische Infinity Tower übrigens mit dem einst ebenfalls Infinity Tower genannten Canyan Tower in Dubai, der 2013 fertig gebaut wurde.

Für die mögliche Fast-Unsichtbarkeit des Turms sorgen 500 Reihen mit Monitoren hinter der Glasfassade des Turms, schreibt Autorin Nora Marie Zaremba in WirtschaftsWoche Green am 7. Oktober. Achtzehn wetterfeste Kameras auf den sechs Seiten des werdenden Turms nehmen die umgebende Landschaft und den Himmel auf. Von den Monitoren wird dann jeweils das gezeigt, was auf der gegenüberliegenden Seite aufgenommen wurde, berichtet Nora Marie Zaremba weiter. Dabei können die gezeigten Bilder gedimmt werden, sodass sich der Grad der Sichtbarkeit des Turms beeinflusst lässt. Die Monitore sollen sich darüber hinaus auch dazu eignen, beispielsweise Werbung zu präsentieren. Ob und wie Mechanismen greifen, die Vögel davon abhalten, gegen die Fassade im Zustand der Fast-Unsichtbarkeit zu fliegen, verraten die gesichteten Artikel zum Thema indes nicht.

Infinity Tower – voraussichtlich ein Freizeitzentrum

Der Infinity Tower soll vor allem ein Freizeitzentrum werden. Diverse Medien berichten zwar von einigen Büros, die in ihm Platz finden sollen, vor allem aber von Einrichtungen wie Kinos, einer internen Achterbahn und Restaurants sowie einer Aussichtsplattform auf 400 Metern Höhe. Die Zeitung „Die Welt“ berichtet zudem von einer „Sky Walk Ramp-Outdoor Garden“ genannten Grünanlage in etwa 300 Metern Höhe. Laut Welt.de stammt der Entwurf für den Infinity Tower bereits aus dem Jahr 2004. Planendes und ausführendes Architekturbüro ist GDS Architects aus den USA. Laut Gdsarchitects.com gewann ihr Entwurf bereits 2008 einen internationalen Designwettbewerb. 2011 folgte dann gemeinsam mit den Unternehmen Samoo Architects und A&U der erste Preis in einem südkoreanischen Wettbewerb, der von Korea Land & Housing Corporation gesponsert wurde und den Siegerentwurf für das Projekt kürte, das jetzt in Incheon gebaut wird.

Die Kunst, Besonderes zu bauen

Gedacht ist der Infinity Tower wohl auch als ein Beispiel herausragender südkoreanischer Technologie. Zugleich ist die mögliche Fast-Unsichtbarkeit natürlich etwas, was den Turm von derzeit allen anderen Wolkenkratzer-Projekten in der Welt unterscheidet. Den Planern ist das durchaus bewusst. „Anstatt auf eine durch Höhe erreichte Prominenz zu setzen, wollen wir den ersten unsichtbaren Turm bauen“, schreibt Stern.de und zitiert damit eine Aussage von Charles Wee, den Präsidenten von GDS Architects, gegenüber dem Sender „CNN“. Es bleibt die Frage, ob das Projekt eine gute Sache ist oder nicht? Natürlich kann man darüber streiten. Man kann etwa darüber streiten, ob eine abseits des reizvollen Effekts wohl eher funktionslose Möglichkeit eines Turms, nahezu unsichtbar zu werden, Mehrkosten rechtfertigt oder nicht. Die Suche nach passenden Antworten ist nicht einfach. Aber möglicherweise könnten solche Fragen – zumindest aus heutiger europäischer Sicht – bei zukünftigen Projekten von größerer Wichtigkeit werden, weil Geld angesichts noch immer nicht ausgestandener Folgen einer Finanzkrise nicht mehr so locker sitzt? Möglicherweise ja.

Im Fall des Infinity Towers in Südkorea könnte sich die Investition aber lohnen. (Fast) Unsichtbar werdende Wolkenkratzer gibt es noch nicht oft, genauer gesagt noch gar nicht. Der Infinity Tower hat also durchaus Potenzial, sich zu einer neuen Sehenswürdigkeit im Großraum Seoul zu entwickeln, in der Einrichtungen wie Kino, Achterbahn und Restaurants bestens besucht sind. Und dann war alles Geld, das in den Wolkenkratzer investiert wurde, eine gute Investition. Es bleiben die Vögel, für die man hoffentlich auch eine Lösung gefunden hat, damit ihnen ein (fast) unsichtbarer Wolkenkratzer nicht zum Verhängnis wird. Dann könnte der Infinity Tower wirklich für alle eine gute Sache werden: für laufende Zweibeiner und fliegende Gefiederte.

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Thomas

    Was für ein Tower und dazu noch „unsichtbar“ durch Monitore. Faszinierend! Mich würde interessieren was so ne Immobilie schlussendlich kostet.

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