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„iSleep“ ist eine zertifizierte Hotelmarke für Hotels, die im Bausteinsystem entstehen, sich einfach auf- und abbauen lassen und darüber hinaus durch besonders ökologische Architektur überzeugen. Die Möglichkeit des einfachen Auf- und Abbaus bietet die Chance darauf, das Hotel bei abnehmendem Hotelzimmerbedarf am alten Standort abzubauen und es dort aufzubauen, wo der Bedarf an zusätzlichen Zimmern im Budgethotel-Sektor be- oder entsteht. Genau das ist jetzt geschehen: Das iSleep Hotel mit 48 Zimmern stand eine ganze Weile lang in Saragossa und zog jetzt laut Angaben des Schweizer Handelsmagazins „Bilanz“ auf die Halbinsel Pemba in Mozambique.

Alles soweit gut? Einiges wirkt bei alledem ein bisschen rätselhaft. So erfährt man auf iSleephotel.com nur in einer kurzen Stellungnahme vom Umzug: Weitere Informationen sollen folgen. Und die Website des Projekt-Initiators, des Unternehmens Best Rest Hotels, ist derzeit (Stand: 31.10.2013) offline. Gibt es Probleme? Wie auch immer: Grundsätzlich ist das Projekt auf jeden Fall interessant. Und sich mit ihm zu beschäftigen, ist vielleicht nicht nur für diejenigen gut, die sich Fragen rund um die Zukunft der Hotellerie stellen. Ganz generell lautet die Frage, wie viel Mobilität und Flexibilität von Immobilien dem Immobilienbedarf der Zukunft gut tun würde. Mobile Immobilien als geeignete Elemente, um kurzfristigen Mehrbedarf an Wohnungen zu decken, etwa, wenn eine wachsende Anzahl an Studenten vorübergehend Wohnraum sucht? Vielleicht.

iSleep – was ist iSleep?

„Mit fix und fertig montierten Modulen will der Schweizer Winston Barnaby Theler die Hotelszene revolutionieren“, berichtete das Schweizer Handelsmagazin „Bilanz“ über das Projekt iSleep am 24. Oktober 2013 und verriet damit nicht nur die Herkunft des Projekts, sondern auch seine größte Besonderheit: iSleep Hotels bestehen aus den erwähnten fertig montierten Modulen für die Zimmer. Produziert werden die Module in einer spanischen Werkstatt, von wo aus Schiff und Lastwagen sie schlüsselfertig an den jeweiligen Standort liefern, an dem das iSleep Hotel entstehen soll.

Der Standort „Saragossa“war der erste der iSleep Hotels und es scheint so, als gäbe es außer dem jetzt weitergezogenen Hotel kein weiteres. In Saragossa lag das Hotel laut Website etwa „7 Autominuten vom Flughafen und nur 10 Minuten vom Stadtzentrum entfernt“. Es besaß 48 Zimmern für bis zu drei Personen mit einer Ausstattung, zu der King-Size-Doppellbett sowie Einzelbett gehörten, schnelles Internet (Gratis-WiFi), Bad und WC sowie Flatscreen-TV. Zudem waren ein 24-Stunden-CheckIn sowie ein kostenloser Parkplatz Teil des Angebots.

Ein ökologisch gutes Konzept

Das Konzept der mobilen iSleep Hotels stammt von der Firma Best Rest Hotels, die von Winston Barnaby Theler und seiner Gattin Benedicta Theler gegründet wurde, berichtet das Magazin „Bilanz“. Neben der möglichen Mobilität der „Immobilie“ ist ihre ökologische Architektur eine besonderheit. Was damit gemeint ist, wird auf Isleephotel.com näher beschrieben. Demnach hat das Konzept „iSleep Hotel“ die Zertifizierung „Biosphere“ erhalten, die vom Institut des Verantwortungsvollen Tourismus (ITR) aufgrund von Umwelfreundlichkeit, Qualität und Nachhaltigkeit des Gebäudes vergeben wird. Das iSleep Hotel bietet eine „Energieersparnis von über 40% im Vergleich zu herkömmlichen Hotels“, heißt es auf der iSleep Website.

50 Prozent der Energie, die vom Hotel verbraucht wird, ist erneuerbare Energie: photovoltaische Solarenergie, thermale Solarenergie und geothermische Energie. Für den Bau des Hotels wurden zum großen Teil „recycelte oder recycelbare Baustoffe“ verwendet. Ein weiterer Vorteil des Konzepts ist die kurze Bauzeit, die bei unter vier Monaten liegt, während die Bauzeit bei klassischen Hotels zwischen einem und zwei Jahren liegt.

Zukunft rosig, Zukunft grau?

Nun ist das iSleep Hotel also umgezogen, wie es auf Isleephotel.com heißt: auf die Halbinsel „Pemba“ in Moçambique. Der Region prophezeit Winston Barnaby Theler ein großes Potenzial, berichtet das Magazin „Bilanz“. Dort soll es große Gas- und Erölreserven geben, die mittelfristig 10.000 Mitarbeitende auf Öl- und Gasfeldern anziehen. Möglicherweise kommt ein mobiles iSleep Hotel da gerade recht? Und möglicherweise reicht eins nicht einmal aus? Hotelier Theler hat in Nordspanien „bereits weitere Module für seine ­iSleep-Anlage in Auftrag gegeben“, schreibt Bilanz. Stutzig macht nur, dass man auf Bestresthotels.com so gar nichts Näheres erfährt, weil die Website offline ist. Ist das ein schlechtes Zeichen für ein vielleicht gutes Projekt?

Modular aufgebaute Immobilien lösen Probleme

Lösen wir uns einmal vom konkreten Fall. Grundsätzlich könnten modular aufgebaute Immobilien zur Lösung einer ganzen Reihe von Problemen beitragen. Einfamilienhäuser lassen sich vergrößern, wenn Kinder kommen, und wieder verkleinern, wenn die Kinder aus dem Haus sind. Städte können durch modular aufgebaute Immobilien einfacher auf vorübergehenden Bedarf von Büro- oder Wohnräumen eingehen, wie er etwa aktuell in einigen Universitätsstädten durch doppelte Abiturjahrgänge entstanden ist.

Viele Städte sind einem dauerhaften Wandel unterzogen, unter anderem durch demografische Veränderungen, die man nicht immer genau vorhersagen kann. Bestehende klassische Immobilien lassen sich da nur mit relativ hohen Kosten an Veränderungen anpassen. Ein höherer Anteil modularer und mobiler Immobilien könnte nötige Umnutzungen möglicherweise vereinfachen. Vielleicht sollten sie zukünftig eine größere Rolle in Städten spielen? Dabei können und sollen Modulimmobilien natürlich kein Ersatz von „klassischen“ Immobilien sein, aber vielleicht eine gute Ergänzung: Im Hotelsektor, aber auch in anderen Immobilien-Bereichen.