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Signa Immobilien will Kaufhof. Nicolas Berggruen will die Warenhauskette offenbar auch, während Andere wieder einmal das Ende der Ära von Warenhausketten verkünden. Wohin steuert das einstige Erfolgsmodell?

Viele Filialen und minus vierzig Millionen

Wer die Galeria Kaufhof GmbH irgendwann kauft, bekommt nach Angaben des Unternehmens insgesamt 109 Warenhäuser der Marken Galeria Kaufhof und Kaufhof sowie sechzehn Sporthäuser in achtzig deutschen Städten. Hinzu kommen fünfzehn „Galeria Inno“ – Filialen in Belgien. Das hört sich doch eigentlich ganz gut an. Wer allerdings nicht alleine die Immobilien betrachtet, sondern auch das Warenhaus-Geschäft, sieht schwarze Tupfer auf dem hübschen Paket. Die ersten drei Quartale 2011 brachten einen Verlust von vierzig Millionen Euro. Eckhard Cordes machte dafür unter Anderem den regnerischen Sommer verantwortlich. Allerdings stand in den ersten drei Quartalen 2010 ebenfalls ein Minus in der Bilanz, wenngleich es damals „nur“ minus 27 Millionen Euro waren. Das österreichische Unternehmen Signa soll dennoch mindestens 2,4 Milliarden Euro für Kaufhof geboten haben. Über eine konkrete Summe, die Nicolas Berggruen eventuell geboten hat, ist bisher nichts bekannt.

Überleben die Kaufhäuser?

Frage ist, was aus den Kaufhof-Filialen wird, wenn sie in neue Hände übergehen. Bekommt Berggruen den Zuschlag, würde die Deutsche Warenhaus AG als Zusammenschluss von Kaufhof und Karstadt wohl doch noch Realität werden. Aber die eigentlich interessanten Fragen lauten: Wie sieht ein Konzept der Zukunft für solch eine Deutsche Warenhaus AG oder – falls Signa den Zuschlag erhält – für die Kaufhof-Filialen aus? Können bisherige Warenhaus-Konzepte überleben? „Nein“, sagen etwa die Unternehmensberater des Unternehmens RegioPlan Consulting aus Wien. Es gibt in Deutschland derzeit noch 428 Kaufhäusern, wobei es in der Zukunft nochmals deutlich weniger werden, prognostizieren sie. RegioPlan Consulting bescheinigt den Kaufhäusern, sie hätten europaweit ausgedient. Möglicherweise beweist Berggruen jedoch derzeit das Gegenteil?

Karstadt baut an seiner Zukunft

Aktuell testet Karstadt in Göttingen das Konzept „K-Town“ mit bekannter Markenmode auf 850 m², die insbesondere einer jungen Zielgruppe gefallen soll. Karstadt-Chef Andrew Jennings ist eifrig dabei, die Warenhauskette zu modernisieren. In spätestens fünf Jahren soll der Umbau abgeschlossen sein. Zum Konzept gehört ein Austausch der angebotenen Marken. Bis zu 25 Prozent der bisher angebotenen Artikel sollen verschwinden und teils durch andere, internationale Markenartikel ersetzt werden. 400 Millionen Euro hoch soll die Investition für diesen Umbau sein. Zuletzt kündigte Karstadt für das abgelaufene Geschäftsjahr gestiegene Umsätze und Gewinne an. Das macht Hoffnung.

Weitere Zeichen der Hoffnung?

„Ein Requiem auf Warenhäuser zu singen, ist verfehlt“, schrieb die Zeitung „Zeit“ bereits 2009 und zitierte Joachim Stumpf von der BBE Handelsberatung in München mit einem sehr ähnlichen Statement. Zitiert wird in dem Artikel auch Dirk Funck von der EK/servicegroup, der für zentral gelenkte Warenhäuser allerdings lediglich in Großstädten eine Überlebenschance sieht. In kleineren Städten, so seine Ansicht, müssten sich Warenhäuser viel stärker auf lokale Kundschaft einstellen und ihren speziellen Bedarf bedienen, der sich durchaus in verschiedenen kleineren Städten voneinander unterscheidet. Flexibilität ist also gefragt. Vielleicht liegt hier tatsächlich ein wichtiger Ansatzpunkt für die Zukunft? Eine verstärkte Anbindung der Warenhäuser an die spezielle lokale Situation ihres Standorts? Bestenfalls könnten dabei Konzepte entstehen, die den oft innerstädtischen Warenhäusern ebenso helfen könnten wie den kleineren Städten selbst, von denen so viele Kaufkraftverluste in ihrer Innenstadt fürchten. Totgesagte leben länger – das könnte auch für Kaufhäuser gelten. Vielleicht machen Signa oder Berggruen mit Kaufhof ja doch ein gutes Geschäft.

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