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Das insgesamt 250.000 m² große ehemalige Quelle-Areal in Nürnberg ist vermutlich hinter dem Berliner Tempelhof Flughafenareal der zweitgrößte Leerstand in Deutschland. Nun scheint sich bei der Entwicklung des Nürnberger Areals einiges zu bewegen. Der aus Portugal stammende und seit der Jahrtausendwende auch in Deutschland aktive Entwickler von Einkaufszentren Sonae Sierra hat für das Nürnberger Quelle Areal an der Fürther Straße einen Kaufvertrag mit aufschiebender Wirkung unterschrieben. Ganz genau weiß man jetzt aber noch immer nicht, was aus dem ehemaligen Quelle-Areal wird. Nur soviel scheint sicher zu sein: Die für Einzelhandel vorgesehene Fläche nimmt künftig wohl eher einen kleinen Teil der Gesamtfläche ein.

Das Ex-Quelle-Areal im Westen von Nürnberg

Die am 19. Oktober 2009 angemeldete Insolvenz von Quelle läutete auch das Ende des Quelle-Versandzentrums an der Fürther Straße in Nürnberg ein. Das Areal liegt im 55 Hektar großen und von industrieller Vergangenheit geprägten Stadtteil Eberhardshof, der sich im Westen Nürnbergs befindet. Entwickelt wurde die Quelle-Immobilie auf dem 6,8 Hektar großen Areal Ende der 50er Jahre vom Architekten Ernst Neufert. Seit einigen Jahren steht das Versandzentrum nun bereits unter Denkmalschutz.

Im April 2011 gab es einen städtebaulichen Ideen- und Realisierungswettbewerb mit dem Titel „Ehemaliges Quelle Areal“, zu dem insgesamt zehn Architekturbüros eingeladen wurden. Der siegreiche Entwurf des Wettbewerbs wurde im November 2011 gekürt. Er stammt von einer Arbeitsgemeinschaft, die aus dem Architekturbüro Rössner + Waldmann Architekten aus Erlangen, Franke + Messmer Architekten aus Emskirchen und dem Büro für Landschaftsarchitektur Tautorat aus Fürth bestand. Im Entwurf ist von einem Quartier „Q“, von einem „Stadtpark-Quartier im Sinne der Volksgartenidee“ sowie von einer Einkaufspassage in Längsrichtung des Baukörpers I der Quelle-Immobilie die Rede. Der Entwurf bietet tolle Möglichkeiten für das Quartier mit bis zu 450 neuen Wohneinheiten und 1,3 Hektar neuen Grünflächen, berichtet Nürnberg.de. Nach seiner Entscheidung hat das Preisgericht der Stadt Nürnberg einstimmig empfohlen, „den ersten Preis zur Grundlage der weiteren städtebaulichen Entwicklung zu machen“.

Danach ging es allerdings etwas langsamer vorwärts. Trotz Denkmalschutz war Ende 2012 die Rede davon, die Quelle-Immobilie abzureißen. Die Abriss-Befürworter dachten damals an eine Technologie-Meile sowie preisgünstigen Wohnraum auf dem Areal. Daneben sollten „große Teile der technischen Fakultät der Universität Erlangen-Nürnberg auf das Areal umsiedeln“, schrieb der Bayerische Rundfunk im Dezember 2012. Die Abrisspläne sind wohl mittlerweile vom Tisch. Einiges ist aber geblieben.

Sonae Sierra – die aktuellen Pläne

Nun scheint also Sonae Sierra der neue Eigentümer des Nürnberger Quelle-Areals zu sein. Medien schreiben allerdings über einen Kaufvertrag mit aufschiebenden Bedingungen. Das bedeutet dann wohl, dass einige Bedingungen existieren, die erst einmal eintreten müssen, damit der Vertrag wirksam wird. Sonae Sierra wird es vermutlich vor allem um die Entwicklung des Einzelhandels auf dem Areal gehen. Allerdings gibt es wahrscheinlich enge Grenzen für den Entwickler. Größer als 20.000 m² darf die von Sonae Sierra auf dem Quelle Areal entwickelte Einzelhandelsfläche nicht werden, heißt es in diversen Medien. 20.000 m² umfasste auch die Einzelhandelsfläche im ehemaligen Quelle Versandhaus. Das scheint eine Größe zu sein, bei dem weder die Stadt Nürnberg noch das nahe Fürth allzu große Probleme für bestehenden Einzelhandel sieht. Mehr Einzelhandel könnte dagegen sehr wohl schnell zu Bauchschmerzen führen. „Verhindern will die Stadt, dass im einstigen Versandzentrum eine riesige Mall entsteht, dass sich Discounter-Märkte und andere Läden in großer Zahl breitmachen“, hieß es in der Augsburger Allgemeinen bereits Ende 2009. Neben dem Einzelhandel ist aktuell auch die Entwicklung von Flächen für die Universität Erlangen-Nürnberg geplant, die bereits seit längerer Zeit im Gespräch ist. Für Nürnbergs Stadtteil Eberhardshof wären das wohl alles gute Nachrichten.

Der Stadtteil musste bereits in den 90er Jahren die Schließung von Produktionsstätten der Unternehmen Triumph-Adler und AEG verkraften. 2009 kam Quelle hinzu. Das waren und sind mächtige Aufgaben für den Stadtteil, aber es scheinen Chancen zu bestehen, dass Eberhardshof die Sache ganz gut meistert. Autor Tilman Weigel bescheinigt dem Stadtteil auf Immobilienscout24.de einen Wandel, der auch Chancen birgt. „Die neuen Einwohner machten den Stadtteil bunter und die ehemaligen Industriebetriebe sind heute Gewerbeparks“, heißt es auf Immobilienscout24. Sollte Sonae Sierra nun das ehemalige Quelle-Areal entwickeln, dürfte der Stadtteil einen weiteren sehr wichtigen Schritt in Richtung Zukunft machen.

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. So einen Entwickler bräuchte Lüneburg für die Immobilien auf dem ehemaligen Lucia-Gelände auch noch – neben kleineren Gewerbe-Ansiedlungen passiert auf dem Areal leider seit Jahren kaum was…

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