You are currently viewing Nachhaltiges Bauen – viereinhalb Etagen mit Stroh

Der in einigen Ländern traditionsreiche Bau von Immobilien mit dem Baumaterial Stroh ist auch in Deutschland kein unbekannter mehr. So hoch wie dieses Mal ging es in Deutschland allerdings bisher noch nicht hinaus. In Verden an der Aller wurde im September der Grundstein für ein viereinhalb Stockwerke hohes Strohballenhaus gelegt, das Teil des dort geplanten Norddeutschen Zentrums für Nachhaltiges Bauen wird. Die Immobilie in der niedersächsischen Pferdestadt soll nicht nur Deutschlands höchstes Haus aus dem Material „Stroh“ werden, vermutlich wird es in ganz Europa kein höheres geben. Und so kann die Immobilie in Verden an der Aller zum Prototyp werden, der für die Strohballen-Bauweise in ganz Europa Möglichkeiten des Einsatzes bei mehrgeschossigen Projekten aufzeigt.

Was in Verden geplant ist

Seit dem siebten September liegt der Grundstein des Kompetenzzentrums auf dem Areal des Ökologischen Zentrums Verden. Gemeinsam mit einem ebenfalls geplanten Seminar- und Tagungszentrum und der sogenannten Halle 57 für Forschung, Entwicklung und Qualifizierung wird das Kompetenzzentrum das Norddeutsche Zentrum für Nachhaltiges Bauen bilden. Hier sollen sich „Betriebe, Fachverbände und andere Akteuren im Be­reich Nachhaltiges Bauen“ ansiedeln, heißt es auf Nachhaltigbauen.org. Die Website gehört dem Netzwerk „Nachhaltiges Bauen“, das sich selbst als eins der Leuchtturm-Projekte im Regionalen Entwicklungskonzept (REK) des Landkreises Verden beschreibt. Das Norddeutsche Zentrum für Nachhaltiges Bauen wird aber nicht nur Standort von Unternehmen und Organisationen. Im Zentrum sollen auch Handwerker, Planer und interessiertes Fachpublikum im nachhaltigen Bauen weitergebildet werden, soll Platz sein für Forschungs- und Entwicklungsprojekte sowie Beratung und Information zum Thema.

Die Verputztechnik ermöglicht den Mehretagenbau

Das Kompetenzzentrum wird etwa 840 m² Bürofläche und ungefähr 400 m² Ausstellungsfläche bieten. Projektträger ist die NZNB abgekürzte „Norddeutsches Zentrum für Nachhaltiges Bauen GmbH“ (ohne Gewinnerzielungsabsicht), deren Gesellschafter das Ökologische Zentrum e.V. ist. Bereits seit 2011 ist klar, dass das Projekt in Verden vom Land Niedersachsen mit Geldern des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung gefördert wird. Über vier Millionen Euro stehen zur Verfügung. „Wir wollen mit unserem Neubau zeigen, dass auch mehrgeschossige Strohballen-Bauten möglich sind“, wird Rasmus Grobe vom NZNB auf der Internetseite des Norddeutschen Rundfunks (NDR) am siebten September 2012 zitiert. Entstehen wird in Verden ein Holzrahmenbau mit Strohballendämmung. Eine neue Verputztechnik soll dabei das Wachsen in bisher mit Strohballen unerreichte Höhen ermöglichen. Und im besten Fall eignet sich das fertige Projekt dann tatsächlich als Inspiration für weitere Projekte ähnlicher Art, nicht nur in Deutschland.

Ein Beitrag zu hoher Energieeffizienz

Strohballenbauweise hat einerseits den Vorteil, dass es sich beim Baustoff „Stroh“ um einen nachwachsenden Rohstoff handelt. Daneben kann das Bauen mit Stroh auch ein Beitrag zu einer sehr energieeffizienten Bauweise sein. 2009 gab es für „Baustrohballen“ eine allgemeine bauaufsichtliche Zulassung, die nun bis ins Jahr 2014 hinein gilt. Wie gut Stroh dämmt, hängt auch davon ab, wie es beim Bauen genutzt wird. Liegend eingebaut dämmen Strohballen schlechter als stehend, schreibt der Fachverband Strohballenbau Deutschland e.V. (FASBA) auf seiner Internetseite. Standort dieses Verbandes ist übrigens das Ökozentrum Verden, was ein weiteres Indiz dafür ist, dass Verden zu den Zentren nachhaltigen Bauens in Deutschland gehört. Die guten Dämmeigenschaften des Strohs sollen auch beim Norddeutschen Zentrum für Nachhaltiges Bauen zu einer hohen Energieeffizienz beitragen. Bestenfalls entsteht in Verden ein Energie-Plus-Haus mit mehr produzierter als verbrauchter Energie. Klingt alles ganz gut.