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Das Paunsdorf Center im Osten von Leipzig hat es geschafft: Im Ranking der familienfreundlichsten Unternehmen 2013, das vom Unternehmen ServiceValue in Kooperation mit der Goethe-Universität Frankfurt und der WELT am SONNTAG erstellt wurde, belegte es in der Kategorie „Einkaufscenter“ den ersten Platz. Das stärkt das 1994 eröffnete Center, das bis Ende 2012 komplett umgebaut worden ist, möglicherweise auch im Kampf gegen eine stärker werdende innerstädtische Konkurrenz. Schließlich zeigt sich auch in Leipzig, was allgemein zum Trend wird: Die Zentren der Städte erobern sich die Gunst der Käufer von Shoppingcentern auf der berühmten grünen Wiese zurück.

Ein Ranking der Familienfreundlichkeit

Um das Ranking der familienfreundlichsten deutschen Unternehmen des Jahres 2013 zu erstellen, hat ServiceValue den sogenannten „Family Experience Score“ (FES) mithilfe von acht Bewertungskriterien ermittelt. Zu den acht Kriterien gehören unter anderem eine familien- und kindgerechte Umfeldgestaltung, erfüllte (!) Bedürfnisse von Familien und Kindern sowie die Existenz von Zusatzleistungen für Familien und Kinder (etwa Spielangebote). Die Werte für einzelne Unternehmen und Kriterien wurden im Rahmen einer Onlinebefragung erhoben, zu der nur Personen zugelassen waren, die in Haushalten mit einem oder mehreren Kindern leben. 2013 wurden laut Studie insgesamt 34.591 Kundenurteile berücksichtigt, mit denen sich die Familienfreundlichkeit von über 300 Unternehmen aus 35 Branchen ermitteln ließ.

In die Studie wurden neben Einkaufszentren Unternehmen aus so unterschiedlichen Branchen wie „Baumärkte“, „Bäckerei-Ketten“, „Fluggesellschaften“, „Fast-Food-Restaurants“ und „Freizeitparks“ berücksichtigt. Dabei verwundert es kaum, dass die Freizeitparks im Gesamtranking einen Großteil der Top-10-Unternehmen stellen (Rang 1: Legoland). Familienfreundlichkeit war für viele oder gar alle Freizeitparks schließlich von Anfang an ein Teil ihres Konzepts, der maßgeblich zum Erfolg beiträgt. Bei Baumärkten, Fluggesellschaften und Einkaufszentren ist das nicht zwangsläufig so. Deshalb ist es vielleicht auch interessanter, sich statt des Gesamtrankings die Rankings in den einzelnen Branchenkategorien anzusehen. Bei den Einkaufscentern liegt der durchschnittliche Family Experience Score bei 68,1. Der Sieger „Paunsdorf Center“ kommt auf einen Wert von 72,1. Gepunktet hat es gegenüber der Konkurrenz vor allem in den Bereichen „Zusatzleistungen für Familien und Kinder“ und „familien- und kinderfreundliche Mitarbeiter“.

Ein Umbau in drei Phasen

 „Die Auszeichnung macht uns sehr stolz und zeigt, dass unsere neue inhaltliche Ausrichtung ebenso wie die zahlreichen baulichen Veränderungen den Wünschen der Kunden entsprechen“, wird Center-Manager  Michael Schneider in der Pressemitteilung des Unternehmens mfi management für immobilien AG zur Auszeichnung zitiert. Die mfi ist zusammen mit dem kanadischen Unternehmen Ivanhoe Cambridge die Eigentümerin des Centers. Ivanhoe Cambridge war bereits 2005 mit knapp 95 Prozent ins Paunsdorf-Center eingestiegen, während mfi die Vermietung und das Management übernahm und erst später zusätzlich Miteigentümer wurde. Heute beträgt das Eigentumsverhältnis zwischen Ivanhoe Cambridge und mfi 50/50.

2011 begannen die beiden Eigentümer das in die Jahre gekommene Einkaufscenter umzubauen. In drei Bauphasen gaben sie für den Umbau insgesamt einen dreistelligen Millionenbetrag aus, berichtet mfi. Begonnen hatte der Komplettumbau, der zur Hälfte von den Investoren und zur anderen Hälfte von Bestandsmietern realisiert wurde, im Jahr 2011. Damals lag die reine Verkaufsfläche des Centers bei 70.000 m² und das Paunsdorf-Center musste den Rückzug von Großmietern wie Galeria Kaufhof und OBI sowie einen Leerstand von 30.000 m² verkraften, schrieb die Immobilien Zeitung im April 2011. Der Abschluss von Bauphase 3 und damit des Gesamtprojekts lag im Dezember 2012. Heute bietet das Center unter anderem einen zentralen Marktplatz mit viel Gastronomie, die „Fashion Mall“, die beiden Plätze „Stadtpark“ und „Style Square“ sowie mehr kleinflächige statt größerer Verkaufsflächen. Laut mfi hat das Paunsdorf-Center heute Platz für 180 Shops, eine Handelsfläche von 115.000 m² sowie etwa 1.900 m² Bürofläche. Ankermieter der Handelsflächen sind unter anderem C & A, Kaufland und Media Markt.

Die wachsende Konkurrenz der Innenstadt

Mit der Auszeichnung als besonders familienfreundlich und dem Komplettumbau wirkt das Paunsdorf-Center mittlerweile so, als sei es gut für die Zukunft gerüstet und könne sich als Familienerlebnis- und Einkaufscenter positionieren. Inwieweit das tatsächlich der Fall ist, bleibt indes abzuwarten. Leipzig hat in den letzten Jahren viel dafür getan, seine Innenstadt in Sachen „Einzelhandel“ aufzuwerten. So sei die innerstädtische Verkaufsfläche in Leipzig zwischen 1990 und 2011 von 45.000 auf 170.000 m² gewachsen, berichtete die Leipziger Internet Zeitung am 9. Dezember 2012. Mittlerweile gehören auch die „Höfe am Brühl“ zum innerstädtischen Einkaufsangebot Leipzigs. Das ebenfalls von mfi geführte Einkaufscenter wurde im September 2012 eröffnet, hat 132 Shops sowie eine Handelsfläche von 44.400 m². Durch seine Lage entspricht es dem Prototyp moderner innerstädtischer Shoppingcenter, die sich aufmachen, Projekten wie dem Paunsdorf-Center immer stärkere Konkurrenz zu machen. Möglicherweise wird also nicht jeder Verantwortliche im Paunsdorf-Center die Nachricht von der Eröffnung der „Höfe am Brühl“ mit Freude aufgenommen haben.

Nachrichten, die man im Paunsdorf-Center nicht gerne hört, kommen möglicherweise auch aus dem „Shoppingcenter Performance Report Deutschland 2012“, den das Beratungs- und Bewertungsunternehmen ecostra in Kooperation mit der Immobilien Zeitung publiziert. „Läden in den innerstädtischen Geschäftslagen haben hinsichtlich der Umsatzperformance zwischenzeitlich Stores in Einkaufszentren hinter sich gelassen“, schrieb ecostra in der Pressemitteilung zum Report vom achten Februar 2013. Die Zeiten scheinen nicht also einfacher zu werden für Center wie das Paunsdorf-Center und Initiativen wie der Umbau wirken mehr wie ein „muss“ als ein „kann“.