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Dass Bauprojekte am Fluss große Erfolge feiern können, zeigen etwa Hamburgs HafenCity oder auch der Kölner Rheinauhafen. Ein reizvolles Projekt am Fluss ist mit der Marina Essen auch in der größten Ruhrgebietstadt geplant. Aber irgendwie geht es hier nicht vorwärts. Dafür gibt es jetzt ein Ultimatum. Passiert nichts Entscheidendes bis Ende 2012, werden die Marina-Pläne wohl endgültig ad acta gelegt.

Pläne

Völlig neu sind die Pläne für die Marina Essen nicht. Das Bebauungsplanverfahren für das Projekt startete bereits im Jahr 2007. Geplant ist auf einem sieben Hektar großen Areal am Rhein-Herne-Kanal, das von der Altenessener- und der Nordsternstraße umrahmt wird, ein neues Stadtquartier. Zu ihm soll ein ebenfalls neuer und 15.500 m² großer Sportboothafen mit reizvoller Uferpromenade gehören. Das geplante Stadtquartier verteilt sich laut Internetseite Marina-Essen.de auf sechs Baufelder. Hier sind unter anderem ein „viergeschossiger Hotel- und Boarding-Bereich mit eigenem Hotelkai“, ein „repräsentatives Gebäude als ‚Leuchtturm’ zum Wohnen und Arbeiten, diverse Einkaufsmöglichkeiten sowie diverse Grachtenhäuser für exklusives Wohnen geplant. „Wohnen am Wasser – Arbeiten am Wasser – Leben am Wasser“ wird das Projekt beworben, bei dem 100 Wohneinheiten und insgesamt (Wohnen + Gewerbe) eine Nettogeschossfläche von rund 40.000 m² entstehen sollen. Das Konzept dieses Projektes stammt von der Dortmunder WFD DERWALD GmbH.

Noch mehr Pläne

Das Hafenquartier soll letztlich nur ein Teilprojekt eines weitaus größeren und Marinapark genannten Projekts auf einem insgesamt 240 Hektar großen Areal sein. Beschrieben wird dieses Projekt, dessen Konzept laut Marina-Essen.de aktuell vorbereitet wird, als ein großräumiger Landschaftspark, der auch „den Rahmen für zahlreiche unterschiedliche private Investitionsprojekte mit zum Teil regionaler Wirkung“ bieten wird. Verantwortlich für all diese Pläne ist die Marina Essen GmbH, „ein Gemeinschaftsunternehmen von DERWALD und Asmus + Prabucki Ingenieure (API) in Kooperation mit der EWG – Essener Wirtschaftsförderungsgesellschaft mbH“. DERWALD beschreibt sich selbst als „Full-Service-Dienstleister“ rund um den Bau mit den Geschäftsbereichen „Projektentwicklung“, „Bauunternehmen“ und „Immobilienservice“, während das Unternehmen API für seine Kunden die fachübergreifende Zusammenarbeit verschiedener Fachleute aus den Bereichen „Geologie“, „Bauingenieurwesen“, „Hydrogeologie“ und „Geographie“ pflegt. Für das Stadtquartier am Hafen möchte die Marina Essen GmbH laut Internetseite etwa 70 Millionen Euro ausgeben.

Und die Realitäten

Bis hierhin klingt eigentlich alles interessant und gut. Dann liest man irgendwann allerdings vom „Baubeginn Mitte / Ende 2010“ auf Marina-Essen.de und sieht, a) dass wir mittlerweile das Jahr 2012 schreiben und dass b) auf dem Areal zwischen Rhein-Herne-Kanal, Altenessener- und Nordsternstraße in Essen bisher nicht wahnsinnig viel geschehen ist. Und dann kommen vielleicht Zweifel, ob das mit den Plänen alles so funktioniert, wie die Planer es gerne hätten. Probleme des Projektes „Marina Essen“ seien früh erkennbar gewesen, schreibt das Portal der Westen am zweiten Oktober. Einerseits müsste etwa eine Fernwärmeleitung auf dem Areal verlegt werden, andererseits müssten für das Projekt auch Bäume weichen, für die dann an anderer Stelle andere Bäume anzupflanzen sind. Die Marina Essen GmbH habe mehrere Gutachter beauftragt, Lösungen zu entwickeln und habe auch bereits manchen Schritt unternommen, Lösungsansätze zu realisieren, heißt es auf dem Portal „Der Westen“. So habe das Unternehmen etwa ein ehemaliges Schlammfeld gekauft, um hier durch Pflanzungen den Ersatz für die gefällten Bäume zu bieten, heißt es. Allerdings müsste auf dem Feld noch Mutterboden aufgeschüttet werden, was natürlich Kosten verursacht, womit wir dann beim Thema „Finanzen“ wären, einem Hauptthema bei diesem Projekt.

Wer soll das bezahlen?

Es werden noch immer Investoren gesucht, die das Projekt stemmen. Alleine zehn Millionen Euro sollen für Arbeiten wie den Bau des Hafenbeckens und die Verlegung der Fernwärmeleitung notwendig sein. Der Bebauungsplan für die Marina Essen ist in seinen Grundzügen bereits fertig, heißt es. Der werde aber nur dann beschlossen, wenn auch klar geregelt ist, wer Arbeiten wie den Bau des Hafenbeckens bezahlt. Danach scheint es derzeit nicht auszusehen. Und nun gibt es also jenes Ultimatum der Stadt: Ist das Projekt Marina Essen nicht Ende 2012 soweit fortgeschritten, dass der Bebauungsplan beschlossen werden kann, soll das Projekt beerdigt werden. Allzu viel Zeit bleibt da nicht mehr. Ticktack. Viel Plan um nichts?