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Das japanische Unternehmen Shimizu Corp hat ein Faible für gigantische Projekte. Von ihm stammt etwa die Idee einer im Meer vor Tokio verankerten riesigen Pyramide, in der Wohnraum für bis zu 750.000 Menschen verankert wird. Jüngst berichtete Welt Online über eine weitere Planung des Unternehmens für ein Großprojekt: Schwimmende Inseln für die Südsee, in der Inselstaaten aufgrund des Klimawandels vom Untergang bedroht sein könnten. Zwei Regierungschefs solcher Inseln sollen in Japan um die Realisierung eines solchen Projekts gebeten haben.

Ein kompletter Lebensraum im Meer

Bis zu 50.000 Menschen sollen auf solch einer künstlichen Insel leben können. Laut Welt Online sind die Inseln mit einem Durchmesser von etwa drei Kilometern geplant. Zentrum soll ein Wohn- und Arbeitsturm mit einer Höhe von etwa eintausend Metern Höhe werden. Geplant sind Vegetationszonen und künstliche Lagunen sowie neben Wohneinheiten auch Krankenhäuser, Einkaufszentren, Kultur- und  Bildungseinrichtungen wie Schulen und sogar Universitäten. Nach Informationen der Berliner Morgenpost würden insgesamt 350 Hektar der geplanten Inseln dem Anbau von Gemüse dienen. 85 Hektar sind für Felder, Wiesen und Wälder vorgesehen. Bei Bedarf könnten sich mehrere der schwimmenden Inseln zu Siedlungen verbinden lassen. Der zentrale Turm dieser Inseln soll mit Magnesium-Stahl gebaut werden, der für den Bau bisher allerdings eher wenig genutzt wird. Umfangreiche Erfahrungen liegen hier also nicht vor. Das gesamte Projekt soll auf mit Wasser gefüllten und tausend Quadratmeter großen Betonwaben ruhen.

Lösung für (möglicherweise) versinkende Inseln?

Die Pazifikinseln gelten als guter Standort für solch ein Projekt, da das Klima relativ stabil ist und Wirbelstürme selten sind. Shimizu ist mit seinen schwimmenden Inseln bereits über den Status einer detailliert ausgearbeiteten Idee hinaus. Das Projekt hat auch schon einen Namen: „Green Float“ soll es heißen. Es wurde im Rahmen einer Konferenz von Shimizu, der Investmentbank Nomura und einer Organisation des japanischen Ministeriums für Wissenschaft bekannt gegeben. Ein besonders großes Interesse an schwimmenden Inseln soll der Präsident von Kiribati, Anote Tong, gezeigt haben. Kiribati ist ein etwa 810 Quadratkilometer großer Staat im zentralen Pazifik, der aus der Insel Banaba sowie aus den Gilbert-, den Linien- und den Phönixinseln besteht. Viele der Inseln liegen nur wenig über der Höhe des Meeresspiegels. Sollte der Meeresspiegel also tatsächlich ansteigen, so wäre Kiribati besonders schnell betroffen.

Kein Ersatz für politische Bemühungen

Aber selbst, wenn die künstlichen Inseln realisiert werden: Projektleiter Masayuki Takeuchi hält erst einen Baubeginn im Jahr 2050 für realistisch. Ob das zeitlich passt, um den Bewohnern im Fall der Fälle ein Leben auf einer künstlichen Insel zu ermöglichen? Ein Projekt wie „Green Float“ ist faszinierend und vielleicht eine gute Lösung, um Menschen neuen Wohn- und Lebensraum zu erschließen. Schade oder vielleicht gar fatal wäre es jedoch, wenn sich die Länder dieser Welt auf ein Leben nach einem Klimawandel vorbereiten, ohne weitere Versuche, diesen Klimawandel abzuschwächen, engagiert anzugehen.