You are currently viewing Elbphilharmonie – irgendwann wird alles gut!

Vergleicht man die Medienpräsenz aller Großbauprojekte in Deutschland miteinander, galt wohl dem Flughafen Berlin Brandenburg zuletzt die größte Aufmerksamkeit. Da war es um die Hamburger Elbphilharmonie fast schon ein wenig still. Aber die Hamburger müssen sich keine Sorgen oder – je nach Sichtweise – dürfen sich keine Hoffnungen machen, dass ihre Elbphilharmonie dauerhaft aus den Schlagzeilen rutscht. Die Vorstellung geht weiter und die Stadt Hamburg und Hochtief Solutions sind die beiden wichtigsten Gegenspieler bei diesem Theater. Sie sollten eigentlich zum Wohle des Projekts kooperieren, pflegen aber den Dauerstreit. Wie schade! Anfang Juli hieß es, sie hätten sich grundsätzlich geeinigt. Vielleicht aber möglicherweise doch nicht so ganz? Irgendwann wird wahrscheinlich alles gut! Aber wann?

Und dann kam der Stopp

Zum ganz großen Knall kam es im Herbst 2011. Hochtief Solutions ließ den Weiterbau am Dach der Elbphilharmonie, an Fassade und Haustechnik links liegen und widmete sich nur noch Arbeiten an Beiwerk wie dem Parkhaus und dem Hotel. Ein Hauptgrund waren damals Zweifel an der Statik des Daches, bei denen sich Hochtief Solutions auf externe Gutachter berief. Die Architekten, Herzog & Meuron, widersprachen. Seither ist viel geschehen: Gerichte wurden involviert, es gab Ultimaten der Stadt sowie die Drohung an Hochtief, man werde ohne das Unternehmen weiterbauen. Nur das eine gab es nicht: Eine Wiederaufnahme der Bauarbeiten. Und so schien es zeitweise tatsächlich so, als werde  der Abschied von Hochtief zum neuen Höhepunkt eines wie ein Fiasko anmutenden Projekts.

Ein kurzer Blick zurück

Werfen wir kurz einen Blick zurück. 2007 wurde der Grundstein der Elbphilharmonie gelegt, wobei man damals von 77 Millionen Euro Baukosten sowie von einer Eröffnung im Jahr 2010 ausgegangen war. Wie bekannt, wurde daraus nichts. Bereits im Juni 2008 hieß es, der neue Eröffnungstermin der Elbphilharmonie wäre der Herbst 2011, berichtet das Hamburger Abendblatt. Im Mai 2009 wurde dann der Mai 2012 genannt. Richtfest war im Mai 2010 und Ende des Jahres hieß es, die Elbphilharmonie werde 2013 fertig. Etwa vier Monate später war dann der April 2014 im Gespräch. Und so, wie sich die Bauzeit verlängerte, erhöhten sich auch die Baukosten. Bereits 2009 wuchsen die Kosten, die der Steuerzahler zu tragen hat, auf 323 Millionen Euro. Mittlerweile sind weitere 100 Millionen Euro wegen der Verzögerungen und möglicher Forderungen im Gespräch und vereinzelt reichen die Schätzungen der gesamten Baukosten bereits an die Marke von 500 Millionen Euro heran.

Die Einigung – was ist sie wert?

Kurz vor Ablauf des zweiten Ultimatums der Stadt Hamburg an Hochtief Solutions kam die Einigung der beiden streitenden Parteien. Ihr vorangegangen war eine Zeit der Drohungen, Verhandlungen und erneuten Drohungen. Nach der Einigung schien alles irgendwie gut, sofern das Wörtchen „gut“ angesichts des vorangegangenen drohenden Debakels noch angemessen ist. Hochtief gab an, das Dach der Elbphilharmonie weiterzubauen. Das Unternehmen soll dabei angeblich zusätzliche Stahlstützen nutzen, um seine Bedenken in Bezug auf Sicherheit auszuräumen, wofür die Stadt wohl jedoch nicht bezahlen wird. Neuer angestrebter Fertigstellungstermin ist 2015, die Eröffnung der Elbphilharmonie liegt möglicherweise im Jahr 2016. Ob das alles so funktioniert und ob der Kompromiss wirklich tragfähig ist, muss jedoch abgewartet werden. Es gibt nach wie vor Zweifler. Angesichts der bisherigen Bau-Geschichte kann man sie verstehen.

Irgendwann ist vielleicht alles vergessen?!

Irgendwann wird sie wohl fertig sein, die Elbphilharmonie. Und möglicherweise wird man dann angesichts des beeindruckenden Bauwerks auch irgendwann vergessen, wie chaotisch der Bau dieser Attraktion teils verlaufen ist. Schließlich hat der Bau des Kölner Doms Jahrhunderte gedauert und gegen den Jahrhunderte langen Stopp beim Bau der Kathedrale wirkt der Baustopp bei der Elbphilharmonie fast schon wie eine fünfminütige Pause. All das ist angesichts des heutigen Doms nur noch eine Fußnote in der Geschichte und möglicherweise wird das bei der Elbphilharmonie ähnlich sein. Irgendwann bleibt nur noch das imposante Bauwerk. Diejenigen, die jetzt, heute und hier leben, werden das sicherlich noch etwas anders sehen. Und das wohl zu Recht. Irgendwann wird alles gut. Aber wann ist irgendwann?

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Sehr schön geschrieben, bleiben wir also gespannt und hoffen, dass die Baukosten nicht über die Ticket-Preise wieder herein geholt werden müssen….

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