You are currently viewing Friedrich-Engelhorn-Hochhaus: Ist das gut oder kann das weg?

Möglicherweise hat das Friedrich-Engelhorn-Hochhaus in Ludwigshafen die längste Zeit seiner Geschichte hinter sich? Vielleicht ja! Das nach dem Gründer des Unternehmens BASF benannte Hochhaus befindet sich in Firmenbesitz und geht es nach dem Willen der BASF, dann wird es bald abgerissen. Seit diese Pläne bekannt wurden, laufen die Diskussionen. Es gibt Widerstand gegen den Abriss des Hochhauses, das als ein Wahrzeichen Ludwigshafen gilt und bis 1962 das höchste Gebäude Deutschlands war. Und wie so oft haben sowohl die Abrissgegner wie die Befürworter durchaus Argumente im Gepäck, die sich nicht einfach vom Tisch fegen lassen.

Ein Musterbeispiel der frühen Nachkriegszeit

Das Friedrich-Engelhorn-Hochhaus sei ein neues Wahrzeichen der Stadt Ludwigshafen. So sah das Unternehmen BASF bei der Fertigstellung das Haus, das nach Plänen der Architekten Helmut Hentrich und Hubert Petschnigg aus Düsseldorf (Architektenbüro HPP) entstand und dessen Grundstein 1954 gelegt wurde. Eingeweiht wurde das knapp 102 Meter hohe Bauwerk mit seinen insgesamt 28 Stockwerken im März 1957. Damals war es eins der ersten mit Stahlbetonskelett erbauten Hochhäuser, war nicht alleine das höchste Haus der Stadt, sondern des ganzen Landes. Erstmals saniert wurde das Gebäude im Jahr 1996. Damals ersetzte man die ursprüngliche Vorhangfassade aus unzähligen kleinen Mosaiksteinchen durch eine aus Aluminium, weil die Steinchen in der 90er Jahren begannen, herunterzufallen. Anschließend waren dem Hochhaus dann noch etwa zwölf weitere Jahre als BASF Bürohaus beschieden.

2008 stellte man fest, dass beim Bau des Friedrich-Engelhorn-Hochhauses Asbest und PCB verbaut wurden, deren Gefährlichkeit damals noch nicht im Bewusstsein gewesen ist. Zudem wurden im September 2011 Korrosionsschäden an der Fassade festgestellt, weshalb sie mit einem Netz umhüllt wurde, „um ein eventuell unkontrolliertes Herabfallen von Fassadenelementen zu vermeiden“. Das schreibt die BASF in einer Presseerklärung vom 18. Oktober 2012. Die 800 BASF-MitarbeiterInnen, die im Friedrich-Engelhorn-Hochhaus gearbeitet haben, zogen 2012 aus. Ursprünglich war geplant, das mittlerweile denkmalgeschützte Gebäude zu sanieren und die Arbeiten bis zum 150-Jahres-Jubiläum des Unternehmens BASF im Jahr 2015 abzuschließen. Dann aber habe sich herausgestellt, dass eine Instandsetzung mindestens 100 Millionen Euro kosten werde, heißt es auf Rhein-neckar-industriekultur.de. Zu teuer für die BASF. Seither sei der Abriss des Hochhauses in der Diskussion, heißt es weiter. In seiner Pressemitteilung vom 18. Oktober berichtet das Unternehmen, dass es derzeit einen Antrag auf Abbruch des Friedrich-Engelhorn-Hauses vorbereite. Im November kam der Antrag. Ihm sei eine Phase vorausgegangen, in der man „gemeinsam mit externen Gutachtern das Für und Wider einer Sanierung geprüft“ habe, schrieb die BASF. Weitere Diskussionen hat das jedoch nicht verhindert.

Wie viel Wert steckt im Hochhaus?

Es gibt eine ganze Reihe Stimmen, die gegen einen Abriss des Friedrich-Engelhorn-Hauses erhoben werden. Auf Rhein-neckar-industriekultur.de werden etwa die Architektenkammer Rheinland-Pfalz, das Architektenbüro HPP sowie der Mannheimer Kunsthistoriker und Stadtbauschreiber Dr. Andreas Schenk als Gegner des Abrisses genannt. So wird die Architektenkammer mit den Worten zitiert, das Hochhaus sei ein baukulturelles Erbe der Stadt Ludwigshafen und die BASF könne bei einer möglichen Sanierung auf einen Werbeeffekt durch ein ganzheitliches, zukunftsweisendes Sanierungskonzept bauen. Aber es gibt auch Gegenstimmen, die nicht aus dem Hause BASF stammen. So veröffentlichte beispielsweise die Onlineausgabe der Zeitung Mannheimer Morgen die Texte zweier Redakteurinnen, von denen sich eine für und eine gegen den Abriss aussprach. Die Befürworterin argumentierte, dass ein Erhalt des Hochhauses zuviel Geld kosten würde. Zudem habe BASF versprochen, „einen Architektenwettbewerb zu veranstalten und wieder ein markantes Gebäude zu errichten“, heißt es im Pro-Abriss-Artikel. Und nun? Ein eindeutiges „richtig“ und „falsch“ gibt es wohl auch in dieser Diskussion nicht, nur Meinungen mit unterschiedlichen Argumenten, die man auch unterschiedlich gewichten kann. Die Entscheidung, ob das Hochhaus abgerissen wird oder nicht, könnte im zweiten Quartal 2013 fallen, berichtet der Mannheimer Morgen. In einigen Köpfen ist sie wohl bereits gefallen.

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Vielen Immobilien aus den 60er und 70er Jahren wird es ähnlich ergehen, viele werden sicher auch in den nächsten Jahren abgerissen werden – stellt sich nur die Frage, ob wir das nicht bald bereuen? In den 60er/70er Jahren war das Bewusstsein für den Erhalt schöner alter Fachwerkhäuser auch noch nicht sehr ausgeprägt…

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