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Der Bau mit Strohballen ist eine alte Kunst, die beispielsweise in Nebraska (USA) bereits im neunzehnten Jahrhundert gepflegt wurde. Im Rahmen nachhaltiger Bauweise erlebt nun die Dämmung mit Stroh eine Renaissance. In Deutschland ist sie zwar nach wie vor selten, aber Engländer, Belgier, Dänen und die Bewohner von Mittelmeerländern wie Spanien und Italien greifen längst wieder häufiger auf Stroh als Baumaterial zurück. So schreibt es zumindest der deutsche Fachverband Strohballenbau. Mittlerweile hat auch das deutsche Architekturportal Detail.de das Thema aufgegriffen. Das sorgt eventuell auch in Deutschland für eine verstärkte Rückbesinnung auf einen interessanten Baustoff.

Strohballenbau in Großbritannien

Im Jahr 2009 wurde in Großbritannien der Bau des so genannten „BaleHauses“ vollendet, das mit Holz und Stroh als Dämmmaterial errichtet wurde. Dieser Prototyp nach Plänen des Architekturbüros White Design unterschritt die britischen Vorgaben für den Heizenergiebedarf um etwa achtzig Prozent. Zudem banden das Holz und das Stroh mehr Kohlendioxid als während des Produktions- und Montageprozesses für die Bauteile freigegeben wurde. Sparfüchse dürften sich also ebenso wie diejenigen über das BaleHaus gefreut haben, die vor allem das Wohl der Umwelt im Auge halten. Mit einem Neubau für die Fakultäten für Veterinärmedizin und Biowissenschaften der Universität in Nottingham wurde in Großbritannien jüngst der Bau der bisher größten Immobilie mit Strohdämmung begonnen. Die Baukosten der Immobilie nach einem Entwurf des Londoner Architektenbüros Make Architects wurden mit insgesamt fünf Millionen Britischen Pfund veranschlagt. Zur Senkung der Kosten trägt in diesem Fall bei, dass das zum Bau benötigte Stroh von Ländereien der Universität geliefert wird.

Infos zum Baustoff Strohballen

Beim Strohballenbau unterscheidet man lasttragende von nicht lasttragenden Konstruktionen. Während die Strohballen bei der lasttragenden Variante (Nebraska-Bauweise) Teile der Immobilie wie etwa das Dach und eventuell Geschossdecken tragen und dafür mit Holz verstärkt werden, wirken sie bei der nicht lasttragenden Variante als Dämmstoff innerhalb einer tragenden Holzkonstruktion. Als die großen Vorteile der Bauweise mit Stroh nennt der Fachverband Strohballenbau den Verbrauch von Kohlendioxid durch die Pflanzen während ihres Wachstums, die geringe Herstellungsenergie und die Reduzierung von Heizenergie. Für den Baustoff Strohballen existiert in Deutschland eine Zulassung als Dämmstoff und damit für die Verwendung bei nicht lasttragenden Konstruktionen. Wer den Strohballenbau in der lasttragenden Variante wählen möchte, muss sich allerdings um eine Sondergenehmigung bemühen. Stroh im Kopf mag also nach wie vor eine schlechte Sache sein, Stroh im Haus taugt dagegen (bisweilen) als Innovation.