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Am Anfang des Kaufs der Berliner Dragonerhöfe stand beim Hamburger Entwickler ABR German Real Estate das Motto: Tap­fer kämp­fen, glor­reich sie­gen oder eh­ren­voll er­lie­gen. Ob das geplatzte Geschäft den Hamburgern nun zur Ehre gereicht oder nicht, bleibt dahin gestellt. Eine Niederlage mussten sie aber auf jeden Fall hinnehmen.

Tapfer gekämpft
Einen tapferen Kampf haben Arne Olofs­son, Klaus Ro­el­cke und Alex­an­der Wendt von ABR German Real Estate für die Berliner Dragonerhöfe hingelegt. Glorreich gesiegt haben sie jedoch am Ende nicht. Denn das Geschäft ist geplatzt. Die Frist zur Hinterlegung des Kaufpreises in Höhe von 22 Millionen Euro ist verstrichen, ohne dass die Hamburger den Betrag überwiesen hätten. Dies sei aber keineswegs geschehen, weil die ABR pleite ist, betont Vorstand Arne Olofsson. Seine Wut über den Ablauf der Kaufverhandlungen kann er dabei kaum verbergen.

Zwei Welten, ein Geschäft
Ste­phan Re­ge­ler von der Bun­des­an­stalt für Im­mo­bi­li­en­auf­ga­ben Bima ist für den Verkauf der Dragonerhöfe zuständig. Er hat die Aufgabe, das Objekt zum Höchstpreis an den Mann zu bringen. Interessierte Initiativen, wie beispielsweise der Ver­ein für so­zia­le und nach­hal­ti­ge Stadt­ent­wick­lung Up­stall Kreuz­berg, hatten daher keinerlei Chance auf den Zuschlag. Der ging also an ABR German Real Estate, weil deren Konzept Regeler nach eigenen Aussagen überzeugt habe. Die Hamburger Entwickler wollten mit reichlich Kapital ihrer Investoren im Hintergrund mit diesem Geschäft eines der seltenen Kreuzberger Filetstücke zum Leben erwecken. Und zwar mit dem Bau von etwa 700 Wohnungen und zusätzlichen Gewerbeeinheiten auf dem Gelände der Dragonerhöfe. Die insgesamt 18 Gebäude mit einer bebauten Fläche von 18.600 Quadratmetern sollten um mehrere Etagen aufgestockt werden. Auch eine Privatuniversität mit Mensa und Audimax war angedacht. Die Kommunikation zwischen beiden Parteien, die offensichtlich aus völlig unterschiedlichen Welten stammen, klappte aber von Anfang an nicht optimal. So beklagt Olofsson nach einem Gespräch mit dem Berliner Stadtrat für Stadtentwicklung im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg Hans Panhoff die überhöhten Ansprüche der Stadtplaner. Er solle einer Ge­nos­sen­schaft Bau­land ab­ge­ben, preis­wer­te Woh­nun­gen bauen und so­zia­le In­fra­struk­tur er­rich­ten und trotz­dem zwei Drit­tel der Wert­stei­ge­rung an die Stadt über­wei­sen, ohne dass ihm die An­stren­gun­gen gut­ge­schrie­ben würden, schimpft der ABR Vorstand. Panhoff äußert sich da ganz konträr und betont, dass die soziale Nutzung natürlich verrechnet werden sollte. Dieser Aussage scheint Olofsson aber wiederum nicht ganz zu trauen.

Das Ende der Tapferkeit
Der tapfere Kampf um dieses Geschäft hatte bei Olofsson und seinen Vorstandskollegen ein Ende, als immer klarer wurde, dass es die Stadt Berlin mit der sogenannten sozialen Bodennutzung ernst meinte. Die Stadtplaner bekräftigten ihre Forderungen nach bezahlbarem Wohnraum im Kreuzberger Kiez. Florian Schmidt, der von der ABR German Real Estate mit einem dialogischen Planungsverfahren beauftragt war, gibt an, dass die Forderung nach einem Anteil von 30 Prozent preiswerter Wohnungen im Jahr 2012 noch nicht absehbar gewesen sei. Auch die verlangte Abführung eines Teils der Bodenwertsteigerung an die öffentliche Hand habe man damals noch nicht voraus sehen können. Olofsson ergänzt, dass die Forderungen der Stadt so pau­schal, un­klar und dif­fus seien, dass er daraus keine präzise Rechnung erstellen könne.

Die Geschichte der Dragonerhöfe
Erbaut wurden die Dragonerhöfe in den Jahren 1855 bis 1918 als Reitställe. Sie sollten dem Ersten Garde Dragoner Regiment der Königin Victoria von Großbritannien und Irland als Unterkunft für seine Pferde dienen. In den Jahren 1939 bis 1944 wurde das Gelände zwischen der Obentrautstraße und dem Mehringdamm als Zwangsarbeiterlager benutzt. Heute sind die Gebäude an eine bunte Mischung von Werkstätten, Lagern und Clubs vermietet. Eine in der ganzen Stadt bekannte Polsterei residiert dort ebenso wie eine Bio-Supermarktkette. Insgesamt kommt so eine Jahresnettokaltmiete von 200.600 Euro zusammen. Wie die Geschichte der Dragonerhöfe nun weiter geht, ist offen. Denn das ganze Procedere geht mit dem nächsten potenziellen Käufer noch einmal von vorne los. Dem Berliner Chef der Bima, der den geschlossenen Vertrag nun rückabwickeln und erneut ausschreiben muss, mangelt es aber offenbar nicht an Kaufinteressenten. Regeler sagt, dass durchaus auch andere Mitbewerber bereit gewesen wären, den verlangten Preis zu bezahlen. Die anvisierten 22 Millionen Euro wurden in der gesamten Branche als ‚exorbitant hoher Betrag‘ bewertet. Man darf also gespannt sein.