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 Heidelberg ist mit seiner Bahnstadt aktuell gleich mehrfach rekordverdächtig: Der neue Stadtteil Heidelbergs gilt als eins der größten städtebaulichen Projekte in Deutschland, mit dem zugleich eine der weltweit größten Passivhaussiedlung entsteht. Er wird laut Heidelberg-Bahnstadt.de eine „lebendige Mischung aus Wohnen, Wissenschaft, Gewerbe und Kultur“. SkyLabs ist eine der großen gewerblichen Immobilien der Bahnstadt, das „Stadttor Heidelberg“ eine andere. Das neue Bürogebäude des neuen Stadtteils gilt als weiterer Meilenstein des Projekt und hat jüngst eröffnet.

Kurzgeschichte der Bahnstadt

Alles begann 1997, als der Heidelberger Güter- und Rangierbahnhof stillgelegt wurde. Einige weitere Meilensteine: 2001 fand der städtebauliche Wettbewerb „Bahnstadt Heidelberg“ statt und sah das Büro Trojan & Trojan als Sieger. In den Jahren 2007 und 2008 wurde die Entwicklungsgesellschaft Heidelberg (EGH) gegründet und kaufte „60 Hektar Bahnstadtgelände von der Bahn-Immobiliengesellschaft aurelis“, heißt es in der Chronik auf Heidelberg-Bahnstadt.de. Die Entwicklungsgesellschaft besteht aus der LBBW Immobilien Management GmbH, der städtischen Gesellschaft für Haus- und Grundbesitz Heidelberg und der Sparkasse Heidelberg. In diese Zeitspanne 2007/2008 fällt auch die Ausformulierung des „Campus“ als neues Element der Bahnstadt. Sie ist das Wissenschaftsareal des neuen Stadtteils.

Der offizielle Startschuss für die Bahnstadt lag im Jahr 2009. 2010 beginnen die Arbeiten an SkyLabs; das Labor- und Bürogebäude ist Zentrum des Campus. Auch die ersten Wohnungen in der Bahnstadt entstehen 2010. 2011 wird die Bahnstadt dann ganz offiziell zum 15. Heidelberger Stadtteil. Am 16. September des Jahres feiert dann „SkyLabs“ Richtfest, vier Tage später startete die Arbeit am Bürogebäude „Stadttor“. Im Juni 2012 ziehen die ersten Menschen in die Bahnstadt ein und im November 2012 wird die Sanierung der ehemaligen Güterhallen in der Bahnstadt beschlossen. Die derzeitigen Betreiber der Halle 02 erhielten eine Verlängerung ihres Mietvertrags bis Ende 2014. Die Hallen sollen danach zur ortsüblichen Miete vermietet werden und als ein zentraler Kultur- und Veranstaltungsort im neuen Stadtteil dienen. Von den 60 Hektar, die von der Entwicklungsgesellschaft Heidelberg (EGH) entwickelt werden, sind 16,5 Hektar für Gewerbe gedacht, neun Hektar fürs Wohnen, 4,5 Hektar für den Campus. Der gesamte Stadtteil wird 116 Hektar groß. Insgesamt sollen hier einmal 5.000 Menschen leben und 7.000 Menschen arbeiten.

Stadttor Heidelberg und SkyLabs – zwei der Highlights

Das sogenannte Stadttor Heidelberg gehört zu den Highlights der Bahnstadt. Besitzer des aus zwei Baukörpern bestehenden Immobilien-Ensembles ist ein Münchner DIC-Spezialfonds, der es Ende 2012 für 32 Millionen Euro von der Unmüssig-Gruppe erworben hat. Die gesamte Büroimmobilie besitzt eine Mietfläche von etwa 10.500 m². Die Vermietung lief gut, sodass am 19. Juli 2013 nur noch etwa 1.200 m² Mietfläche frei waren. Eröffnet wurde das Stadttor Heidelberg offiziell im Juli 2013; das Nachfolgeprojekt Stadttor 2 ist bereits in Planung. SkyLabs ist mit 19.000 m² Mietfläche größer als das Stadttor. Auf Sky-Labs.de wird das im Wissenschafts- und Forschungscampus liegende Büro- und Laborgebäude als größtes des Bahnstadt-Areals bezeichnet. Das Ensemble besteht aus zwei fünfstöckigen Immobilien (Block und Spine) sowie einem neunstöckigen Tower. Beide Ensembles – Stadttor Heidelberg und SkyLabs – sind äußerst energieeffizient und passen damit ausgezeichnet ins nachhaltige Energiekonzept der Bahnstadt.

Nachhaltigkeit und hohe Lebensqualität: ein Top-Mix

Die bedeutendste Besonderheit der Bahnstadt ist wohl ihr nachhaltiges Energiekonzept. Mittelfristig soll der Energiebedarf des gesamten Stadtteil durch regenerative Energien gedeckt werden, weshalb etwa die Stadtwerke Heidelberg in der Bahnstadt ein Holzheizkraftwerk plant. Der Bedarf an Heizenergie wird durch den flächendeckenden Passivhausstandard bei den Immobilien der Bahnstadt minimiert. So sollen „die zukünftigen Bewohner unabhängiger von der Entwicklung der Energiepreise und der Verfügbarkeit von Energieträgern werden“, heißt es im Energiefolder der Bahnstadt, der von der Stadt und der Entwicklungsgesellschaft Heidelberg herausgegeben wurde. Als Passivhäuser genügen die Immobilien der Bahnstadt den vom Passivhaus-Institut definierten Standards. Das bedeutet dann etwa, dass ihr Heizwärmebedarf bei weniger als 15 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr liegt und der Primärenergiebedarf einschließlich Warmwasser und Haushaltstrom 120 kWh/m² unterschreitet.

Insgesamt verbraucht ein Passivhaus 90 Prozent weniger Heizwärme als gewöhnliche Gebäude. Pro Jahr und Quadratmeter Wohnfläche soll der Heizölbedarf bei nur 1,5 Liter liegen. Möglich wird das durch das Prinzip „Wärmeverluste vermeiden und freie Wärmegewinne nutzen“. Realisiert wird das Prinzip etwa durch extrem gut gedämmte Gebäude, durch spezielle, die Wärme gut im Haus haltende Dreischeibenfenster, die konsequente Nutzung von Solarwärme sowie von Wärme, die durch Bewohner und Geräte im Haus entsteht. Durch die konsequente Umsetzung all dieser und weiterer Maßnahmen wird die Bahnstadt als eins der größten Passivhaus-Projekte der Welt vielleicht auch eine Art Feldforschung, die neue Maßstäbe in der Realisierung des Passivhauskonzepts setzt.

Viel Wert wird beim Konzept der Bahnstadt zusätzlich auf bauliche Elemente gelegt, die dem gemeinschaftlichen Leben der im neuen Stadtteil wohnenden Menschen dienen. Entwickelt wird ein Stadtteil mit hoher Lebensqualität für alle Generationen und Lebenssituationen, wird der Anspruch an die Bahnstadt formuliert. In der Bahnstadt werden etwa Geschäfte, Arztpraxen, ein Bürger- und ein Kulturzentrum entwickelt. Darüber hinaus es wird unter anderem einen Nachbarschaftstreff, Spielplätze und Grünflächen, eine Grundschule sowie Kindertagesstätten und ein Großkino geben. Und das spricht dann wohl tatsächlich für einen Stadtteil, in dem es sich ausgesprochen gut leben lässt. Spannende Dinge passieren in Heidelberg.

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