You are currently viewing Hamburg und das Ringen um die Elbtreppenhäuser

Sie sind über 100 Jahre alt und der Streit um sie währt mittlerweile über zehn Jahre. Die Rede ist von den so genannten Elbtreppenhäusern in Neumühlen, einem Ort im Hamburger Stadtteil Ottensen. Glaubt man der Mieterinitiative Elbtreppe, verlangten die Mieter der fünf Elbtreppenhäuser bereits 1994 von der Wohnungsgesellschaft SAGA, die Häuser zu sanieren, ohne dass etwas geschah. Abriss einiger  Häuser und Neubauten war das Ziel des Unternehmens. Nach einem Bürgerbegehren schien es Ende 2011 dann allerdings so, als hätte die Mieterinitiative gewonnen. Nun soll es aber doch einen Teilabriss des Häuserensembles geben, heißt es aktuell in den Medien. Anscheinend ist das Ringen um die Elbtreppenhäuser noch immer nicht beendet.

1. Akt – kleine Geschichte der ersten großen Streits

2001 erfuhren die Mieter von den Abrissplänen der SAGA, schreibt die Mieterinitiative, die damals als Reaktion auf die bekannt gewordenen Informationen gegründet wurde. Vier Jahre später wurden die Pläne der SAGA konkreter. Entstehen sollten auf dem Areal der Elbtreppenhäuser Neubauten mit einer Nettokaltmiete von 15€ pro m². Es war unter anderem dieser Preis, der die Mieter auf die Barrikaden brachte. Letztlich bedeuteten die Pläne der SAGA unter anderem die Umwandlung von preiswerten in teuren Wohnraum.

2006 präsentierte die Mieterinitiative dann zusammen mit der Lawaetz Stiftung ein Konzept, wie das Ensemble erhalten bleiben könnte. Die Lawaetz Stiftung versteht sich als Organisation zur Förderung von Projekten, „die Wohn-, Arbeits- und Ausbildungsplätze für sozial benachteiligte Menschen schaffen“. Das Konzept wurde jedoch sowohl von der SAGA als auch von zwei politischen Parteien Hamburgs abgelehnt. In der Folgezeit kam es zum Streit um möglichen Denkmalschutz für die Häuser und wiederum gab es kontroverse Meinungen. Während der Denkmalschutzgutachter Dr. Geerd Dahms das gesamte Ensemble als schutzwürdig einstufte, hielt das Denkmalschutzamt Hamburgs nur genau jene zwei Häuser für schützenswert, die die SAGA ohnehin stehen lassen wollte.

2. Akt – das Bürgerbegehren

2010 präsentierte die SAGA neue Pläne, die den Neubau von zwei Wohntürmen und den Abriss von vier der alten Elbtreppenhäuser vorsahen. Die Pläne spalteten die Politik der Hansestadt in Befürworter und Gegner. Zugleich initiierte die Mieterinitiative Elbtreppe ein Bürgerbegehren für den Erhalt der Elbhäuser. Die Unterschriften-Sammlung für das Begehren brachte über 10.000 Unterschriften, viel Aufmerksamkeit in überregionalen Medien und die Unterstützung Prominenter wie die des Schauspielers Peter Lohmeyer. Tatsächlich zeigte sich die SAGA beeindruckt. Das gesamte Häuserensemble solle erhalten bleiben, hieß es im Dezember 2011. Die hinteren beiden Häuser sollten denkmalgerecht saniert werden; die anschließende Miete sollte bei etwa 6,70€ pro m² liegen. Für die vorderen Häuser war eine freie Finanzierung geplant. Die Nettokaltmiete der Wohnungen würde dann bei 15€ pro m² liegen. Ganz zufrieden konnte die Mieterinitiative angesichts der geplanten hohen Miete für die vorderen Häuser also nicht sein. Aber auch die SAGA hatte mit dem Einlenken so ihre Probleme. Bis zu acht Millionen Euro werde die Sanierung der baufälligen Häuser kosten, da „der Neumühlener Albhang an den Häusern abrutscht“, schrieb damals der NDR. Trotz alledem schien alles irgendwie gut zu sein.

3. Akt – der neu aufgeflammte Streit

Nun wurde jedoch bekannt, dass die SAGA schon wieder einen Teilabriss erwägt, dem zwei Häuser zum Opfer fallen würden. Aufgrund besonderer Schwierigkeiten bei einer Sanierung würden geringere Kosten anfallen, wenn man die beiden Häuser abreißt und neu aufbaut, urteilt die SAGA. Durch solch ein Vorgehen sei auch eine Mietpreisgarantie möglich, bei einer reinen Sanierung jedoch nicht, heißt es weiter. Und der Streit geht in die nächste Runde. Bis zur Sommerpause der Hamburger Politik soll es nun einen Runden Tisch zum Thema geben. Und vielleicht gibt es dann auch eine Lösung. Die Schuldigen bei dieser endlosen Geschichte? Es ist schwierig, bei diesem ganzen Streit klare Schuldigkeiten zu verteilen. Vielleicht hat sich die SAGA viel zu lange nicht um die Elbtreppenhäuser gekümmert, weil die Neubaupläne zu attraktiv erschienen? Vielleicht. Vielleicht sperren sich die Mieter nun gegen einen Teilabriss, obwohl gerade er die Mieten verträglich halten würde? Vielleicht auch das. Warten wir auf den vierten Akt.

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Schönes Thema – eine Wohnung in Elbnähe für 6,70/ QM würde ich auch mit den Zähnen verteidigen. Immobilien sind eben immer emotional, besonders wenn auch noch die Politik mitmischen will. Mal sehen, was da als nächstes kommt…

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