You are currently viewing Immobilienwirtschaft — Probleme, aber keine Kreditklemme?!

Nein, eine flächendeckende Kreditklemme sei derzeit für die mittelständische, private Immobilienwirtschaft nicht gegeben, schreibt der Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen BFW in einer Pressemitteilung vom neunzehnten Mai: Die regionalen Unterschiede zwischen den Unternehmen seien dazu zu groß. Aber die Finanzierung falle vielen derzeit zunehmend schwerer. Anlass der Pressemitteilung war eine vom BFW in Auftrag gegebene und vom Marktforschungsunternehmen BulwienGesa durchgeführte Studie. Ein Fazit: Vor allem Berliner Immobilienunternehmen scheinen derzeit größere Probleme zu haben.

Studienergebnisse Immobilienwirtschaft

Für die Umfrage wurden insgesamt über zweihundert Unternehmen aus der Branche befragt. Durchschnittlich 36 Prozent dieser Unternehmen gaben an, „Probleme beim Zugang zu Fremdkapital“ zu haben. Vor der Finanzkrise sollen nach Angaben von Walter Rasch, dem Präsidenten des BFW, nur 3,8 Prozent der Unternehmen solche Probleme gesehen haben. Vor allem bei Projekten mit einem Fremdkapitaleinsatz ab fünfzig Millionen Euro sei es derzeit schwierig, an die benötigten Gelder zu kommen. Die Gründe für die jetzigen Schwierigkeiten sehen die befragten Unternehmen vor allem in hohen Eigenkapitalanforderungen und strengeren Kreditklauseln, aber auch in erhöhten Kreditzinsen. Per se sind etwa höhere Anforderungen ans Eigenkapital und strengere Kreditklauseln ja erst einmal nichts Schlechtes. Schließlich hat die Vergangenheit gezeigt, dass eine zu laxe Kreditvergabe heftig ins Auge gehen kann. Es ist wohl eine Gratwanderung, einerseits mehr Sicherheit bei der Kreditvergabe durchzusetzen, ohne andererseits die Immobilienwirtschaft als einen wirtschaftlichen Motor der Republik zu stark auszubremsen. Gratwanderungen sind schwierig, aber nicht immer zu vermeiden.

Nicht die besten Prognosen

Ein Ende der Finanzkrise erwartet die Hälfte der Befragten erst ab 2011. Etwa drei von zehn befragten Unternehmen rechnen gar erst 2012 mit einer Entspannung. Mag auch derzeit keine bundesweite Kreditklemme drohen, so heißt das für Walter Rasch keineswegs, dass die Gefahr einer solchen Klemme für die Zukunft definitiv nicht gegeben sei. In den nächsten zwei Jahren, so rasch, werden Anschlussfinanzierungen in Höhe von etwa 900 Milliarden Euro notwendig. Es bleibt abzuwarten, ob all diese Finanzierungen funktionieren werden.

Berlin mit Problemen

Die regionalen Unterschiede, die sich in der Umfrage ergeben haben, sind deutlich. In Baden-Württemberg gaben beispielsweise nur knapp über zwanzig Prozent der Unternehmen an, dass sie geplante Wohnimmobilien-Projekte im letzten Jahr zurückstellen mussten. In Bayern waren es bereits dreißig und in Nordrhein-Westfalen 31 Prozent. Wesentlich problematischer ist die Lage in Berlin: Hier mussten 47 Prozent der Unternehmen Pläne für Wohnimmobilien aufgeben. Laut Zahlen des Amts für Statistik Berlin-Brandenburg wurden 2009 insgesamt 13,1 Prozent weniger Bauvorhaben in Berlin vollendet als 2008. Das Amt geht vom Wegfall der Eigenheimzulage als Verursacher aus. Die neue Studie zur Kreditvergabe lässt allerdings vermuten, dass sie nicht der einzige Verursacher sein könnte.