You are currently viewing Ruhrbania bleibt … chancenreich problematisch!

Lebensqualität in der Stadt verbessern, Arbeitsplätze sichern sowie attraktiven begehrten Wohnraum schaffen: Das sind drei der Ziele, die Mülheim an der Ruhr mit dem in viele Teilprojekte gegliederten Großprojekt „Ruhrbania“ verbindet. Das zentrale Element von Ruhrbania ist die Entwicklung der neuen Ruhrpromenade in der Stadt, mit Ruhrbania verbundene Teilprojekte sind oder waren unter anderem die Entwicklung diverser Gewerbegebiete, eine neue Verkehrsführung sowie ein Gründerzentrum für Jungunternehmer. Nicht alles steht bei Ruhrbania jedoch unter einem guten Stern: Das von Kondor Wessels im Baufeld I der Ruhrpromenade realisierte erste Bauwerk stellte längst nicht jeden zufrieden. Und auch Baufeld II macht Probleme. Aber am Ende wird alles gut? Vielleicht!

Jede Menge Teilprojekte

Auf Ruhrbania.de wird Ruhrbania als zentrales „Stadtentwicklungsprojekt von Mülheim an der Ruhr“ bezeichnet, das unter „dem Motto ‚Wohnen, Arbeiten und Erleben am Wasser’ verschiedene Teilprojekte“ bündelt. Kernprojekt von Ruhrbania ist laut Ruhrbania.de das Projekt „Ruhrpromenade“, das Mülheims Innenstadt auf 500 Metern mit dem Ruhrufer verbinden wird. Gastronomie und Dienstleistungen Platz sollen sich vor allem im Süden der Ruhrpromenade ansiedeln, während der Norden eher der Wohnbebauung gewidmet ist.

Zu den Teilprojekten, die im Rahmen von Ruhrbania realisiert  werden sollen oder bereits wurden, gehört die Entwicklung mehrerer Gewerbestandorte wie etwa des Gewerbeparks Styrum für Handwerksbetriebe sowie kleine und mittlere Unternehmen, das bereits seit 2005 existierende Gründerzentrum, der ebenfalls bereits realisierte Umbau der Mülheimer Stadt- zur Kongress- und Veranstaltungshalle sowie Weiterentwicklung der Mülheimer Museumsmeile an der Ruhr. Wirft man einen Blick auf alle mit Ruhrbania verbundenen Projekte, zeigt sich das Gesamtprojekt somit als ganzheitliche Initiative, um Mülheim an der Ruhr wichtige Schritte in die Zukunft zu sichern. Ruhrbania bringt Maßnahmen, um die Attraktivität Mülheims als Gewerbestandort, als Kulturstadt und als Stadt mit Lebensqualität  zu steigern.

Ruhrbania – eine Kurzgeschichte

Die Wurzeln des Projekts „Ruhrbania“ reichen zurück bis ins Jahr 2001. Damals erhielt ein Antrag zur Förderung von Zukunftsstandorten an die Projekt Ruhr GmbH den Titel „Zukunftsstandort Ruhrbania“. 2003 gibt es laut Ruhrbania.de dann einen „Ratsbeschluss zum Gesamtkonzept Ruhrbania und zur Durchführung eines städtebaulichen Wettbewerbes zum Projekt Ruhrpromenade“. Gewinner ist das Düsseldorfer Büro „RKW Rhode Kellermann Wawrowsky“. Seither ist bereits einiges realisiert worden, etwa 2005 die bereits erwähnte Eröffnung des Gründerzentrums im Haus der Wirtschaft. Auch die Umwandlung des alten und 1910 gebauten Stadtbades, das laut Baukunst-NRW.de „nach Vorbild eines antiken Palazzos in Anlehnung an die frühe Renaissance“ entstanden ist, wurde mittlerweile abgeschlossen. Die Vivacon Stadtbad Mülheim GmbH & Co. KG hat im Stadtbad 41 Wohnungen und in einem benachbarten Neubau weitere 24 Wohnungen errichtet. 2013 gibt es ebenfalls einiges über Ruhrbania zu berichten, wobei sich hier zeigt, dass möglicherweise nicht alles Gold ist, was glänzen soll?

Nicht alle sind glücklich

„Politik in Mülheim heult wegen Ruhrbania“ titelte das Portal „Der Westen“ der WAZ NewMedia Gruppe am 17. April 2013. Im Artikel ist von einer Reihe Mülheimer Politiker die Rede, die den 2013 als Teil der Bauphase I fertig gestellten Bau von Kondor Wessels zwischen Rathaus und Hafenbecken für nicht gelungen halten. Die Rede ist von Enttäuschungen „über Kunststofffenster, Metallrohre an Außenwänden, eine extreme Bauverdichtung“ und den gelben Anstrich eines Hauses, das eigentlich zur tollen hochwertigen Architektur von Ruhrbania gehören soll, sowie von einem „Missstand in der Umsetzung“ der Pläne. Da die Bauvorhaben so umfangreich waren, hätte man sie in kürzester  Zeit absegnen müssen, sodass effektive Kontrollen nicht möglich gewesen seien, zitiert „Der Westen“ Diskussionen nicht näher benannter Ratsherren. Das soll erklären, warum Kritik jetzt erst in verstärktem Maße aufkommt. Bereits ungefähr einen Monat vor dem Artikel im April berichtete „Der Westen“ von der Unzufriedenheit des Gestaltungsbeirats mit dem Kondor Wessels Projekt, in das erste Mieter bereits im Dezember 2012 eingezogen waren. Möglicherweise ist Kritisiertes aber nichts, womit man sich – eventuell nach Nachbesserungen – nicht arrangieren könnte? Insgesamt entstanden laut der Mülheimer Wirtschaftsförderung auf Baufeld I 95 Miet- oder Eigentumswohnungen „in einer Größenordnung von ca. 60 – 200 m²“, daneben Büro- und Gewerbeflächen sowie gastronomische Einheiten bei einer Gesamtinvestition von 35 Millionen Euro.

Menschen, die mit der Ausführung des Kondor-Wessels-Projekt unzufrieden sind, sind nicht das einzige derzeit Problematische an Ruhrbania. Es gibt auch Probleme beim Projekt auf Baufeld II. Das Baufeld gehört der „ruhr 12.0 Projektgesellschaft mbH & Co. KG“, die aus dem Unternehmen Mülheimer Wohnungsbau und der „august heine baugesellschaft ag“ (jeweils 45,5%) sowie der Immobilienberatung Heinz-Joachim-Hoffmeister (9%) besteht. Das Grundstück ist laut Mülheimer Wirtschaftsförderung 7.300 m² groß, wobei eine Bebauung mit 13.500 m² Nutzfläche geplant ist. Entstehen soll eine „hohe Differenzierung an Nutzungen wie Gastronomie und Gewerbe im Erdgeschoss, Dienstleistungsflächen sowie Wohnungen“, heißt es auf der Seite der „august heine baugesellschaft“. Nun sollen jedoch sowohl „heine“ als auch Hoffmeister die Projektgesellschaft verlassen haben. Das Unternehmen heine hat darüber hinaus Insolvenz angemeldet, heißt es in den Medien. Nun macht die Mülheimer Wohnungsbau anscheinend auch alleine weiter, muss die Generalunternehmung fürs Projekt allerdings neu vergeben, die bisher an heine vergeben war.

Und was nun?

Nicht alles läuft rund bei Ruhrbania. Andererseits gibt es auch keine Vollkatastrophen, zumindest bisher keine bekannten. Die Insolvenz von heine  sei ärgerlich, aber mehr nicht, wird etwa Ruhrbania-Koordinator Günther Helmich auf „Der Westen“ zitiert. Mit einer zeitlichen Verzögerung des Baus, der im Mai beginnen sollte, muss aber gerechnet werden. Manch einer bescheinigt dem Projekt „Ruhrbania“ einen gewissen Imageschaden. Dennoch spricht nichts grundsätzlich dagegen, dass Ruhrbania irgendwann – nach einigen gelösten Problemen – zur Erfolgsgeschichte wird. Die Euphorie hat etwas nachgelassen, heißt es. Vielleicht ist ein etwas nüchterner Blick auf große Projekte mit etwas gebremster Euphorie aber auch der bessere?