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Der Leerstand bei Düsseldorfer Büroimmobilien liegt aktuell bei 760.000 m². Während moderne Büroflächen gute Vermarktungschancen haben, sei bei veralteten Gebäuden mit einem weiteren Leerstand zu rechnen. Das sind Ergebnisse der jüngsten Analyse des Immobilien-Unternehmens Aengevelt zum Büroimmobilien-Standort Düsseldorf. Wie soll eine Stadt mit solch einem steigenden Leerstand bei älteren Büroimmobilien umgehen? Sie könnte sich beispielsweise dazu entschließen, Büro- zukünftig verstärkt in Wohnfläche umzuwandeln. Genau das geschieht derzeit in Düsseldorf. Die Stadt plant einen Modellversuch. Ob daraus allerdings auch für Durchschnittsverdiener bezahlbarer Wohnraum entsteht, ist zumindest zweifelhaft.

Düsseldorfs Bedarf an Wohnraum und der Masterplan

Insgesamt werden pro Jahr nur 1.000 neue Wohneinheiten in Düsseldorf geschaffen, berichtete der lokale Sender CenterTV in einem Fernsehbeitrag Mitte Februar 2011. Laut dem im April 2009 beschlossenen „Stadtentwicklungskonzept Düsseldorf 2020+“ hätten bis 2010 allerdings jährlich etwa 2.200 Wohneinheiten gebaut werden müssen und bis 2020 wären nochmals jährlich 1.700 fällig, um den Bedarf beim prognostiziertem Bevölkerungsanstieg in Düsseldorf zu decken. Stimmen die Zahlen, sind 1.000 Wohneinheiten natürlich viel zu wenig. Eine Lösung könnte das geplante Modellprojekt zur Umnutzung leer stehender Büroimmobilien als Wohnimmobilien in Düsseldorf sein. Im Fokus stehen dabei leer stehende Büroimmobilien mit einem Alter ab 25 Jahren, die eine Nutzfläche zwischen 1.000 und 10.000 m² bieten und nicht in reinen Gewerbegebieten stehen. Insgesamt 75 Büroimmobilien sollen in Frage kommen, berichtet CenterTV.

Preiswerter Wohnraum wird’s wohl eher nicht

Das Modellvorhaben scheint tatsächlich dazu geeignet zu sein, dem Wohnungsbedarf in Düsseldorf besser gerecht zu werden. CenterTV deutet allerdings auch Probleme bei der Sache an, die ernst zu nehmen sind. Einerseits sind keine Förderprogramme für Umnutzungspläne vorgesehen, sodass sich erst einmal zeigen muss, wie vielen Besitzern leer stehender Büroimmobilien eine Umnutzung wirklich schmackhaft gemacht werden kann. Andererseits gilt: Die Umwandlung von Büroraum zu Wohnraum ist oftmals teuer, weshalb auch eher teure Wohnungen zu erwarten sind. Trifft die Erwartung ein, dürfte die Umnutzung zumindest den Bedarf an preiswertem Wohnraum nicht decken. Gerade der scheint jedoch besonders drängend zu sein; er weckt zumindest Kreativität bei der Planung von Aktionen.

Ein Freiluft-Wohnzimmer aus Protest

Im Düsseldorfer Stadtteil Flingern organisierten Bürgerinnen und Bürger ein so genanntes Freiluft-Wohnzimmer als Protestaktion, um mehr preisgünstigen Wohnraum in Düsseldorf zu fordern. Initiator der Aktion war die Organisation „Freiräume für Bewegung“, ein Zusammenschluss von Akteuren lokaler Kunst, Kultur und Politik. Für ihr Freiluft-Wohnzimmer stellten Bürgerinnen und Bürger Sperrmüll-Möbel auf und richteten es sich zeitweise nett auf einer Baustelle an der Lindenstraße in Düsseldorf ein. Der Ort war bewusst ausgewählt worden. „Unter den Linden“ nennt sich das Wohnprojekt, das hier entstehen soll. Geplant sind Luxuswohnungen in einer Größe zwischen 145 und 240 m².  Das Ganze mag ein interessantes und reizvolles Projekt sein, das in Düsseldorf-Flingern entsteht. Für Durchschnittsbürger bezahlbarer Wohnraum dürften die hier geplanten Luxuswohnungen indes nicht werden. Solcher Wohnraum ist wohl tatsächlich seltener geworden in Düsseldorfs Hauptstadt. Laut Mietspiegel der Stadt kostet eine Neubauwohnung derzeit im Schnitt dreizehn Euro pro Quadratmeter, was eine Steigerung um achtzehn Prozent gegenüber 2009 bedeutet. Altbauten sind in den letzten beiden Jahren immerhin auf elf Euro gestiegen (+ 11%).

Das Wohnprojekt Linienstraße

Dass Umnutzung ehemaliger Bürogebäude nicht zwangsläufig zu Luxuswohnungen führt, beweist etwa das im Frühjahr 2007 fertig gestellte Wohnprojekt Linienstraße in Düsseldorf. Hier wurde ein ehemaliges Geschäftshaus mit fünf Vollgeschossen umgewandelt. So entstanden 770 m² barrierefreier Wohnraum für behinderte, chronisch kranke sowie nicht behinderte Menschen und 282 m² Büroraum für den damaligen Bauherrn und jetzigen Betreiber der Anlage, die isb – Ambulante Dienst gGmbH aus Wuppertal. Allerdings wurde das insgesamt etwas mehr als 1,6 Millionen Euro teure Projekt, das vom Architekturbüro k2-architekten realisiert wurde, mit knapp 860.000 Euro öffentlicher Mittel und weiteren knapp 133.000 Euro von der Aktion Mensch unterstützt. Mit solcher Unterstützung dürften die meisten Projekte, die eventuell aus dem jetzigen Masterplan heraus entstehen, wohl nicht rechnen. Dann werden es wohl doch Luxuswohnungen werden? Das wäre nichts Verwerfliches, aber keine Lösung für Düsseldorfs Bedarf an preiswertem Wohnraum.

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Gebäudeversicherungen Vergleich

    Sehr informativer Beitrag. Wußte gar nicht, worauf man alles so achten muß.

  2. Martin

    In meinen Augen eine vernünftige Idee leer stehende Büroimmobilien als Wohnfläche nutzbar zu machen. Je nachdem wo diese Immobilie zu finden ist, kann es sich hierbei auch um eine wirklich schöne Wohngegend handelt. Mit dem Flare von einigen Büros drum herum vielleicht.

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