You are currently viewing Karstadt und HSH Real Estate ODER die Schwierigkeit, Riesen zu verkaufen

Ein Ei zu verkaufen, ist in der Regel eine einfache Sache. Der Kunde geht in den Supermarkt oder zum Bauern, dem die Hühner gehören, und kauft das Ei. Fertig! Eine Immobilie zu verkaufen, ist schon schwieriger. Als Verkäufer muss man mit potenziellen Käufern über Preise reden, Besichtigungstermine vereinbaren, Formalien erledigen. Richtig kompliziert wird’s beim Verkauf ganzer Unternehmen. Bei Karstadt ist etwa selbst nach Unterzeichnung des Kaufvertrags unklar, ob Nicolas Berggruen tatsächlich neuer Besitzer der Filialen wird, aber die Chancen auf eine Annäherung scheinen größer geworden zu sein. Bei der noch zur HSH Nordbank gehörenden HSH Real Estate sind die Chancen auf einen Verkauf dagegen derzeit möglicherweise im Keller.

Der erste Riese – Karstadt

Am siebten Juni 2010 gab die Karstadt-Gläubigerversammlung bekannt, sich für Nicolas Berggruen als Käufer von Karstadt entschieden zu haben. Das war auch eine Entscheidung gegen das Konsortium Highstreet, dem Vermieter der Karstadt-Immobilien, der die Warenhauskette gerne selbst übernommen hätte. Bereits am achten Juni 2010 unterschrieb Nicolas Berggruen den Kaufvertrag. Wer damals allerdings dachte, die Karstadt-Rettung sei nun gewiss, der irrte sich. Berggruen unterschrieb mit Vorbehalt. Er forderte Mietsenkungen und die Forderung ist nachvollziehbar: Immerhin gelten die Mieten für die Filialen nach wie vor als einer der Gründe, warum Karstadt letztlich in die Insolvenz ging. Bis zu 23,2 Prozent des Umsatzes sei als Miete für die Filialhäuser verlangt worden, während ein Maximum von zehn Prozent als Obergrenze gelte, schrieb etwa Welt Online im Juni 2009.

Die Arbeitsministerin schaltet sich ein

Durch den Streit um die Miete schien der Verkauf von Karstadt zwischenzeitlich zu platzen, die Verhandlungen fuhren fest und standen zeitweise fast vor dem Aus. Aber wenn Riesen verkauft werden, schaltet sich auch die Politik ein: im konkreten Fall Arbeitsministerin Ursula von der Leyen. Sie verkündete am gestrigen Freitag, es sei eine Einigung zwischen Highstreet und Berggruen zustande gekommen. Für die Arbeitsministerin wäre das mit Sicherheit wünschenswert: Schließlich geht es auch um die 25.000 Arbeitsplätze bei Karstadt, die Nicolas Berggruen allesamt erhalten möchte. Falls Berggruen abspringt, ständen alle wieder auf dem Spiel. Merke: Der Verkauf eines Riesen ist mitunter voller Hürden und Stolpersteine und geht sehr langsam voran.

Der zweite Riese – HSH Nordbank und die HSH Real Estate

Beim Verkauf von HSH Real Estate geht es dagegen scheinbar gar nicht voran. Das Unternehmen ist im Vergleich zu Karstadt ein weitaus kleinerer Riese. 150 Mitarbeiter und ein Eigenkapital von € 251 Millionen Euro besitzt die Immobilientochter der HSH Nordbank nach eigenen Angaben. Laut Auflage der Europäischen Kommission muss die HSH Nordbank ihre Immobilientochter bis 2014 verkaufen. Die Politik ist in diesem Fall direkt beteiligt: Schließlich gehört der überwiegende Teil der HSH Nordbank den beiden Bundesländern Schleswig-Holstein und Hamburg, die allerdings – voraussichtlich ebenfalls bis 2014 – laut EU einen neuen Eigentümer für die Landesbank finden müssen. Von diesen Auflagen machte die EU ihre Zustimmung zur staatlichen Unterstützung für die HSH Nordbank abhängig. Bei der Unterstützung ging es um drei Milliarden Euro und eine Sicherheitsgarantie in Höhe von zehn Milliarden Euro. Der Verkauf von HSH Real Estate als Ganzes sei aufgrund von zu unterschiedlichen Preisvorstellungen der HSH Nordbank einerseits und der noch verbliebenen drei Interessenten andererseits gescheitert, schreiben Medien.

Möglicherweise sind Einzelverkäufe geplant

Nun werde überlegt, Teile der HSH Real Estate wie LB Immoinvest einzelnen zu verkaufen. Erinnern wir uns: Das war ein Schicksal, das auch Karstadt einst drohte und letztlich noch nicht völlig vom Tisch ist: die Zerschlagung in kleinere Pakete. Merke: Riesen, die sich nicht verkaufen lassen, werden zerteilt. Nicht nur Märchen sind bisweilen grausam sein. Die HSH Nordbank soll die möglicherweise vorerst gescheiterten Verhandlungen um den Verkauf ihrer Immobilientochter nicht bestätigt haben. Im Gegenteil: Der Verkauf sei auf einem guten Weg, soll das Statement gelautet haben. Derweil berichtet die Bank am 25. Juni der Presse davon, einen neuen IT-Leiter ernannt zu haben. Von Verkäufen und möglicherweise gescheiterten Verkäufen ist da keine Rede. Auch das scheint fast so etwas wie eine eherne Regel beim Verkauf von Riesen zu sein: Viele sprechen darüber, die Beteiligten allerdings eher selten.