You are currently viewing Stadion mit Einkaufsmeile und Hotelbett? Pläne in Krefeld!

Ein Fußballstadion ist im Allgemeinen eine Immobilie mit eher begrenzten Nutzungsmöglichkeiten. Es wird für Fußballspiele genutzt, daneben oft für Rockkonzerte und ähnliche Veranstaltungen. Dann muss man allerdings schon intensiver überlegen, was sich noch mit solch einer Immobilie anstellen lässt. In Krefeld stellt sich diese Frage möglicherweise nicht. Das Unternehmen Wyckerveste plant einen Stadionneubau, der nicht nur Stadion sein wird, sondern zugleich Flächen für eine Nutzung als Hotel, Einkaufszentrum und Büro bietet. Vorbild dafür ist das Stadion in Kerkrade.

Die Zeiten der Grotenburg sind vielleicht vorbei

Grotenburg heißt das derzeit existierende und altehrwürdige Stadion Krefelds, das etwa mit dem sogenannten „Wunder von der Grotenburg“ (7:3 Sieg von Uerdingen gegen Dresden) Fußballgeschichte geschrieben hat. Die Tage der Grotenburg sind allerdings möglicherweise gezählt. Ihr Heimverein, der KFC Uerdingen, steigt in die vierte Liga auf. Nach Aussage vom Sportausschuss der Stadt ist das Stadion für eine Regionalliga-Saison durchaus gerüstet, hieß es in einer Pressemitteilung Krefelds vom 24. April 2013. Laut Westdeutscher Zeitung vom 25. April 2013 stimmt das allerdings nur bedingt. Uerdingens Sportdezernent Thomas Visser hat auf Nachfrage der Zeitung durchaus Mängel genannt, die erst einmal beseitigt werden müssten. Zwei vordringliche Maßnahmen sind neu gekennzeichnete Flucht- und Rettungswege sowie ergänzte beziehungsweise geänderte sogenannte Wellenbrecher, berichtet die Zeitung. Daneben existieren etwas weniger dringliche Aufgaben, die dennoch früher oder später anstehen. Vielleicht aber auch nicht? Der KFC Uerdingen liebäugelt mit Plänen für ein neues Stadion. Und hier wird die Sache dann auch für Nicht-Fußballfreunde interessant, denn das Stadion soll – falls es denn kommt längst nicht nur ein Stadion sein.

Die Pläne in Krefeld und das Vorbild aus Kerkrade

Initiator der Stadionpläne ist die niederländische Projektgesellschaft Wyckerveste rund um den Investor Hessel Meijer. Laut Krefelder Stadtspiegel will Wyckerveste  für ihre Pläne in Krefeld rund 25 Millionen Euro ausgeben und ein Stadion für 12.000 bis 15,.000 Zuschauer bauen. Das Besondere: Der gesamte Immobilienkomplex soll neben dem Stadion Raum für Gewerbe bieten. In der Onlineausgabe der Rheinischen Post vom 3. Mai 2013 war von einer „Mischung aus luxuriöser Einkaufsmeile, Premium-Hotel und Großraum-Kinocenter“ die Rede und von einem Stadion, das rund 20.000 Zuschauer fasst. Auch das wäre noch deutlich kleiner als das Grotenburg Stadion mit seinen etwa 34.000 Plätzen, aber laut einer im Stadtspiegel zitierten Aussage von Krefelds Sportdezernent Thomas Visser ausreichend groß. Andere Medien berichten, dass im Stadion kein Kino geplant sei, sehr wohl aber Einzelhandel. Ein Vorbild für das in Krefeld geplante Stadion mit seinen weiteren Nutzungsmöglichkeiten ist in jedem Fall das seit dem Jahr 2000 existierende Stadion Parkstad Limburg im niederländischen Kerkrade, in dem der niederländische Verein Roda Kerkrade spielt.

Im Stadion selbst sind laut Rheinischer Post neben dem Fußballfeld und Räumen des Vereins unter anderem ein Call-Center, eine Diskothek, ein großes Restaurant sowie ein Hotel untergebracht. Im Umfeld des Stadions entstanden unter anderem ein Fitnesscenter sowie ein Sportdiscounter und ein Baumarkt, sodass das Stadion als Zentrum eines neu entwickelten Gewerbeparks fungiert. Derzeit entsteht auch ein großer Kinokomplex. Laut Rheinischer Post arbeiten mittlerweile rund 1.000 Leute in dem etwa 34 Hektar großen Park, der einst nur Weide- und Ackerland gewesen ist. Und auch in Krefeld wird bestenfalls ein Stadion entstehen, in dem der Fußballclub kostenfrei spielen kann. Dazu muss dann genau berechnet werden, wie viel Geschäftsfläche in den Stadionneubau integriert werden muss, damit die Rechnung aufgeht. Für die Stadt Krefeld sollen beim eigentlichen Bau keine Kosten anfallen. Krefeld müsste aber wohl ein passendes Grundstück stellen. Dabei ist es wohl wahrscheinlich, dass die Stadt dafür nicht alleine auf eigene Grundstücke zurückgreifen kann, sondern auch private Grundstücke kaufen muss.

Probleme, die zu lösen wären

Völlig unproblematisch sind die Stadionpläne in Krefeld nicht, wobei das Beispiel Kerkrade bei einer Reihe grundsätzlicher Probleme bereits mögliche Lösungen aufzeigt. Ein zu lösendes Problem ist sicherlich das Verkehrsaufkommen, das besonders hoch werden kann, wenn gerade Hauptgeschäftszeit in der Einkaufsmeile ist und zugleich ein Fußballspiel stattfindet. In den Niederlanden versucht Roda Kerkrade, im eigenen Stadion möglichst oft außerhalb der Geschäftszeiten zu spielen, um solche Probleme zu vermeiden. Aber selbst, wenn zugleich die Geschäfte offen sind und ein Spiel stattfindet, tragen große und teils separate Parkplätze für die Shops dazu bei, dass in Kerkrade keine großen Probleme entstehen.

In Krefeld wird man ähnliche Lösungen wie in Kerkrade zur Vermeidung von Verkehrsproblemen finden müssen. Hier kommt aber neben dem noch nicht gefundenen Standort für den möglichen Neubau noch etwas hinzu, was für weitere Probleme sorgen könnte: das Krefelder Zentrenkonzept. Um Kaufkraft in bestimmten „Versorgungsbereichen“ Krefelds nicht abzuziehen, dürfen laut Konzept bestimmte Waren nur in festgelegten Arealen der Stadt angeboten werden. Die Geschäfte in einem neu erbauten Stadion werden also möglicherweise nur bestimmte Sortimente anbieten können und andere nicht. Das Zentrenkonzept ist aber kein KO Kriterium für den Neubau, wird Sportdezernent Thomas Visser in der Onlineausgabe der Westdeutschen Zeitung zitiert. Dennoch zeigt die hier angesprochene Problematik: Ein Stadion, das unter anderem zugleich als Einkaufsmeile fungiert, birgt in gewisser Weise ähnliche Chancen und Risiken wie ein geplantes Einkaufszentrum. Es kann die Attraktivität einer Stadt als Einkaufsstadt steigern und damit auch dem bereits etablierten Einzelhandel Vorteile bescheren. Andererseits kann es dem etablierten Einzelhandel aber auch Kaufkraft entziehen.

Letztlich ist noch völlig unklar, ob ein neues Vielleicht-Einkaufscenter-Büro-Hotel-Stadion in Krefeld entstehen wird oder nicht. Aber es klingt reiz- und durchaus sinnvoll, was geplant ist, insbesondere, wenn man den Blick nach Aachen richtet. Der Aachener Verein Alemannia Aachen spielt künftig ebenfalls in der 4. Liga, allerdings als Absteiger aus der dritten. Der Verein ist insolvent, was das 2009 eröffnete Heimstadion des Vereins für die Stadt zum Problemfall macht. Der Verein kann vermutlich nur einen kleinen Teil der Betriebskosten tragen, wodurch die Kosten für die Stadt Aachen wohl steigen. Bei einem Stadion als Teil eines Gewerbeparks wären die Probleme der Stadt möglicherweise geringer?