You are currently viewing Der Miet-Atlas 2013 – Wird Wohnen in Deutschland zum Luxusgut?

In manchen Regionen der Bundesrepublik scheint es das bereits zu sein. Denn die finanzielle Belastung durch Wohnkosten variiert in Deutschland extrem. Hinzu kommt der enorme Unterschied zwischen Alt- und Neuverträgen, der in den gefragten Wohngebieten besonders hoch ausfällt. Wenn manche Familien in unserem Land bis zu einem Viertel ihres Einkommens für das Wohnen ausgeben müssen, belastet das natürlich vor allem die Geringverdiener.

Steigende Preise all überall
Die Zeitschrift Finanztest hat in 100 deutschen Städten und Landkreisen recherchiert. Dabei wurden die Mietpreise mit den Kaufpreisen für Eigentumswohnungen und Einfamilienhäuser in den jeweiligen Regionen verglichen. In Bezug auf die Mieten hat sich gezeigt, dass die Neuverträge im letzten Jahr in ganz Deutschland teurer geworden sind. Und zwar flächendeckend, in allen Baualtersklassen und in allen Städtegrößen. Die Preissteigerungen treffen die Mieter sogar doppelt, denn sowohl die Kaltmieten als auch die Nebenkosten sind davon betroffen. Dennoch wurden riesige lokale Unterschiede festgestellt, wie Ulrich Ropertz vom Deutschen Mieterbund im Interview mit der Zeitschrift BILD anmerkt. Die durchschnittlichen Quadratmeterpreise variieren von 12,60 EUR in München bis 4,80 EUR in Magdeburg. München führt die Hitliste der teuersten Wohnungen Deutschlands an, der östlichste Landkreis des Bundeslandes Sachsen bildet das günstigste Schlusslicht. Finanztest hat sowohl ein deutliches Süd-Nord-Gefälle als auch ein erkennbares West-Ost-Gefälle bei den Wohnkosten ausgemacht. In Süddeutschland müssen Mieter etwa 18 bis 28 Prozent ihres Einkommens für das Wohnen ausgeben, im Norden hingegen nur 9 bis 15 Prozent. Das besonders teure Pflaster der nördlichen Metropole Hamburg wird bei diesen Zahlen allerdings nicht mit berücksichtigt. Im Westen der Republik schlagen die Wohnkosten mit zirka 12 bis 20 Prozent des Einkommens zu Buche, im Osten hingegen müssen Mieter nur 9 bis 17 Prozent für das traute Heim berappen. Bei diesen Zahlen wurde die kostspielige westliche Metropole Frankfurt am Main ausgeschlossen, sowie die teuren östlichen Städte Berlin und Jena.

Wer zahlt am meisten für Wohnraum?
Die Bewohner der deutschen Metropolen wie München, Hamburg oder Berlin mussten im vergangenen Jahr die größten Preissteigerungen bei den Mieten hinnehmen. Aber auch in vielen beliebten Universitätsstädten explodieren die Preise. Dort sind Unterschiede von 36 bis 44 Prozent zwischen Alt- und Neuverträgen zu verzeichnen. Die Spitzenreiter bei den Unistädten sind Münster, Konstanz, Regensburg und Heidelberg. Hier fällt die Preisspanne bei den Mieten besonders hoch aus. In Regensburg variieren die Preise beispielsweise von 6,60 EUR bis 13,50 EUR pro Quadratmeter. Insgesamt ist die Stadt München aber die unangefochtene Nummer Eins bei den teuersten Mietpreisen. Während in manch anderer Region der Immobilienkauf bereits günstiger sein kann als die Miete, bleibt sich München auf beiden Feldern treu. Denn auch beim Quadratmeterpreis für den Erwerb von Wohnraum liegt die bayrische Landeshauptstadt satte 160 Prozent über dem deutschen Durchschnitt. Besonders günstig wohnt man in nordischen Städten wie Lübeck oder Rostock, wo der durchschnittliche Quadratmeterpreis bei moderaten 6,40 EUR liegt. Bremen ist mit 6,10 EUR noch billiger. Noch weniger bezahlen nur die Saarbrücker und Erfurter für das Wohnen, nämlich durchschnittlich nur 5,50 EUR. Cottbus liegt mit 5,00 EUR sogar noch darunter. Richtig teuer wird´s in Frankfurt am Main mit 10,60 EUR und in der Schwabenmetropole Stuttgart mit 9,20 EUR. Mainz liegt mit durchschnittlichen 8,60 EUR ebenfalls im oberen Preissegment, dicht gefolgt von Köln mit 8,40 EUR.

Lieber günstig kaufen anstatt teuer mieten?
Finanztest hat im direkten Vergleich die ungefähre Anzahl der Jahreskaltmieten ermittelt, die dem Kauf einer Immobilie gegenüber stehen. In Frankfurt müsste man dafür etwa mit 17 bis 21 Nettokaltmieten rechnen. Dabei wurden die Nebenkosten nicht berücksichtigt. Angesichts der aktuell niedrigen Zinsen kann der Erwerb einer Immobilie in Frankfurt daher unter Umständen mit einer geringeren monatlichen Belastung einhergehen als die Miete einer Wohnung. In München ist das hingegen mit 23 bis 28 Monatsmieten als Kaufpreis überhaupt nicht der Fall. Beim Vergleich zwischen Kauf und Miete sind die regionalen Unterschiede besonders eklatant. Betrachtet man beispielsweise die Städte Essen und Dortmund, so bewegen sich die Mietpreise in beiden Regionen in etwa auf dem gleichen Level. Die Kaufpreise liegen jedoch in Dortmund deutlich unter dem Niveau von Essen. In diesem Bereich muss also wesentlich dezidierter verglichen werden. Betrachtet man beispielsweise die Unterschiede zwischen städtischen und ländlichen Regionen, fällt der Kaufpreis im Vergleich zum Mietpreis auf dem Land häufig attraktiver aus.