Immobiliensachverständige für Immobilienbewertung im Landkreis Börde

1. Einleitung

Der Landkreis Börde, gelegen in Sachsen-Anhalt zwischen den Metropolen Magdeburg und Wolfsburg, ist eine Region mit einer vielfältigen wirtschaftlichen und demografischen Struktur. Der Immobilienmarkt in diesem Landkreis spiegelt sowohl die ländliche Prägung als auch die Nähe zu urbanen Zentren wider. Dieser Bericht bietet eine umfassende Analyse des aktuellen Immobilienmarkts im Landkreis Börde, einschließlich Wohnimmobilien, Gewerbeimmobilien, Grundstücken und Trends, die die Marktentwicklung beeinflussen.

2. Überblick über den Landkreis Börde

Der Landkreis Börde entstand 2007 durch die Fusion des Bördekreises und des Ohrekreises. Mit einer Bevölkerung von etwa 170.000 Einwohnern und einer Fläche von rund 2.367 Quadratkilometern ist die Region von einer Mischung aus landwirtschaftlich geprägten Gebieten und kleineren Städten wie Haldensleben, Oschersleben und Wanzleben-Börde gezeichnet. Die größten Ortschaften sind Oschersleben (ca. 19.900 Einwohner), Haldensleben (ca. 19.400 Einwohner) und Hohe Börde (ca. 18.200 Einwohner). Die gute Verkehrsanbindung, insbesondere über die Autobahnen A2 und A14, macht den Landkreis attraktiv für Pendler und Unternehmen.

3. Wohnimmobilienmarkt

3.1. Mietwohnungen

Der Mietwohnungsmarkt im Landkreis Börde ist im Vergleich zu Großstädten wie Magdeburg oder Berlin relativ erschwinglich. Die durchschnittliche Kaltmiete liegt bei etwa 5,20 Euro pro Quadratmeter, wobei es Unterschiede zwischen den einzelnen Gemeinden gibt. In städtischen Zentren wie Haldensleben oder Oschersleben sind die Mieten tendenziell höher (ca. 5,50–6,00 Euro/m²), während sie in ländlicheren Gebieten wie Niedere Börde oder Calvörde niedriger ausfallen (ca. 4,50–5,00 Euro/m²). Besonders gefragt sind kleinere Wohnungen mit 50–80 Quadratmetern, die sowohl von Singles als auch von jungen Familien nachgefragt werden.

Die Vermarktungsdauer für Mietwohnungen ist moderat und liegt im Schnitt bei etwa 50–60 Tagen. In beliebten Lagen wie Barleben oder Wolmirstedt, die eine gute Anbindung an Magdeburg bieten, werden Wohnungen schneller vermietet. Die Nachfrage nach modernisierten oder energetisch sanierten Wohnungen ist gestiegen, da Mieter zunehmend Wert auf niedrige Nebenkosten legen. Dennoch gibt es in ländlicheren Gebieten einen Überschuss an älteren, unsanierten Wohnhäusern, die schwerer zu vermitteln sind.

3.2. Eigentumswohnungen

Eigentumswohnungen spielen im Landkreis Börde eine untergeordnete Rolle, da Einfamilienhäuser die bevorzugte Wohnform sind. Dennoch gibt es in Städten wie Haldensleben und Oschersleben ein begrenztes Angebot an Eigentumswohnungen, vor allem in Mehrfamilienhäusern aus den 1990er-Jahren oder neueren Bauten. Die Kaufpreise für Bestandswohnungen liegen im Durchschnitt bei etwa 1.100–1.500 Euro pro Quadratmeter, während Neubauwohnungen Preise von 1.800–2.200 Euro pro Quadratmeter erzielen. Besonders attraktiv sind Eigentumswohnungen für Kapitalanleger, da die Mietrendite in der Region aufgrund der niedrigen Kaufpreise vergleichsweise hoch ist (ca. 4–5 %).

3.3. Einfamilienhäuser und Doppelhäuser

Der Markt für Einfamilien- und Doppelhäuser ist der dynamischste Bereich des Wohnimmobilienmarkts im Landkreis Börde. Einfamilienhäuser dominieren das Angebot, insbesondere in Gemeinden wie Barleben, Sülzetal und Hohe Börde. Die Kaufpreise für Bestandshäuser (älter als drei Jahre) liegen bei etwa 1.200–1.600 Euro pro Quadratmeter, während Neubauhäuser Preise von 1.600–2.000 Euro pro Quadratmeter erreichen. In begehrten Lagen wie Barleben können die Preise für hochwertige Objekte auch darüber liegen.

Die Nachfrage nach Einfamilienhäusern ist hoch, insbesondere bei Familien, die die ländliche Umgebung und die Nähe zu Magdeburg schätzen. Bungalows und Doppelhäuser sind ebenfalls gefragt, da sie für ältere Menschen oder kleinere Haushalte geeignet sind. Der Trend geht zu energieeffizienten Häusern mit moderner Ausstattung, was den Markt für ältere, renovierungsbedürftige Objekte etwas unter Druck setzt. Die Vermarktungsdauer für Häuser liegt bei etwa 60–90 Tagen, wobei gut gepflegte Objekte in beliebten Lagen schneller verkauft werden.

4. Gewerbeimmobilienmarkt

Der Gewerbeimmobilienmarkt im Landkreis Börde ist vielfältig und profitiert von der strategischen Lage zwischen Magdeburg und Wolfsburg. Besonders in Gewerbegebieten entlang der Autobahnen A2 und A14 gibt es ein breites Angebot an Lager-, Produktions- und Büroflächen. Die Mietpreise für Gewerbeimmobilien variieren stark je nach Lage und Ausstattung: Büroflächen kosten etwa 6–10 Euro pro Quadratmeter, während Lager- und Produktionsflächen bei 3–6 Euro pro Quadratmeter liegen.

Besonders gefragt sind vielseitig nutzbare Gewerbeobjekte in verkehrsgünstigen Lagen, etwa in Barleben oder Haldensleben. Kleinere Gewerbeeinheiten, wie Ladenflächen in Ortszentren, sind hingegen schwieriger zu vermitteln, da die Einzelhandelsnachfrage in ländlichen Gebieten rückläufig ist. Hotels und Gastronomieobjekte, wie etwa in Oschersleben aufgrund des Motorsportzentrums, verzeichnen saisonale Nachfrage, sind aber stark von der touristischen Entwicklung abhängig.

5. Grundstücksmarkt

Der Grundstücksmarkt im Landkreis Börde ist von einer stabilen Nachfrage geprägt, insbesondere nach Baugrundstücken für Einfamilienhäuser. Die Preise für Baugrundstücke variieren je nach Lage: In beliebten Gemeinden wie Barleben oder Sülzetal liegen die Quadratmeterpreise bei 50–80 Euro, während sie in ländlicheren Gebieten wie Calvörde oder Gröningen bei 20–40 Euro liegen. Größere Flächen für Gewerbe- oder Landwirtschaftszwecke sind ebenfalls verfügbar, wobei die Preise stark von der Bodenqualität und der Erschließung abhängen.

Die Gemeinde Hohe Börde ist besonders aktiv im Angebot von Baugrundstücken, etwa in Bebertal oder Ackendorf, wo Grundstücke in Größen von 600–1.400 Quadratmetern verkauft werden. Der Verkauf erfolgt teilweise über Höchstgebote, was die Nachfrage nach attraktiven Flächen widerspiegelt. Der Bodenrichtwert für landwirtschaftliche Flächen liegt bei etwa 2–5 Euro pro Quadratmeter, während gewerbliche Grundstücke höhere Werte erreichen.

6. Markttrends und Einflussfaktoren

6.1. Demografische Entwicklung

Die demografische Entwicklung im Landkreis Börde ist zweigeteilt: Während einige Gemeinden wie Barleben oder Hohe Börde von Zuzug profitieren, kämpfen ländlichere Gebiete mit Bevölkerungsrückgang und Überalterung. Dies beeinflusst die Nachfrage nach Immobilien, da junge Familien und Pendler die Region bevorzugen, während ältere Haushalte oft in ihren Bestandsimmobilien bleiben.

6.2. Wirtschaftliche Rahmenbedingungen

Die Wirtschaft im Landkreis Börde ist von Landwirtschaft, Logistik und kleineren Industrieunternehmen geprägt. Die Nähe zu Magdeburg und die gute Verkehrsanbindung fördern die Ansiedlung von Unternehmen, was die Nachfrage nach Gewerbeimmobilien steigert. Gleichzeitig sorgt die moderate Lohnstruktur dafür, dass die Kaufkraft für hochpreisige Immobilien begrenzt ist, was den Markt erschwinglich hält.

6.3. Zinsentwicklung und Finanzierung

Die steigenden Zinsen seit 2022 haben die Finanzierungskosten für Immobilienkäufer erhöht, was zu einer leichten Zurückhaltung bei Käufen führt. Dennoch bleibt die Nachfrage nach Wohneigentum stabil, da viele Haushalte die Region als Alternative zu teureren Großstädten sehen. Förderprogramme, wie die der KfW, unterstützen den Bau und die Sanierung von Immobilien, insbesondere im Bereich der Energieeffizienz.

6.4. Nachhaltigkeit und Energieeffizienz

Ein wachsender Trend ist die Nachfrage nach energieeffizienten Immobilien. Käufer und Mieter legen zunehmend Wert auf geringe Energiekosten, was den Markt für sanierte oder neu gebaute Objekte stärkt. Ältere Immobilien ohne energetische Modernisierung verlieren hingegen an Attraktivität, was zu Preisabschlägen führt.

7. Herausforderungen und Chancen

7.1. Herausforderungen

• Leerstand in ländlichen Gebieten: In kleineren Ortschaften gibt es einen Überschuss an älteren Immobilien, die schwer zu vermarkten sind.
• Infrastrukturdefizite: Einige Gemeinden leiden unter einer schwachen Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel oder fehlenden lokalen Dienstleistungen, was die Attraktivität mindert.
• Demografischer Wandel: Die Überalterung in Teilen des Landkreises führt zu einer geringeren Nachfrage nach großen Wohnhäusern.

7.2. Chancen

• Zuzug aus urbanen Zentren: Die Nähe zu Magdeburg und die günstigen Immobilienpreise ziehen Pendler und Familien an.
• Gewerbeentwicklung: Die strategische Lage fördert die Ansiedlung von Logistik- und Produktionsunternehmen, was den Gewerbeimmobilienmarkt belebt.
• Tourismuspotenzial: Sehenswürdigkeiten wie der Naturpark Drömling oder die Straße der Romanik könnten den Markt für Ferienimmobilien oder Gastronomieobjekte stärken.

8. Ausblick

Der Immobilienmarkt im Landkreis Börde wird in den kommenden Jahren von einer stabilen, aber differenzierten Entwicklung geprägt sein. Während beliebte Gemeinden wie Barleben oder Hohe Börde weiterhin Zuzug und steigende Preise verzeichnen, bleiben ländlichere Gebiete herausgefordert. Die Nachfrage nach energieeffizienten Immobilien und die Entwicklung der Gewerbeimmobilien werden zentrale Treiber sein. Gleichzeitig könnten staatliche Förderungen und Investitionen in die Infrastruktur die Attraktivität der Region weiter steigern.

Die Kombination aus erschwinglichen Preisen, guter Verkehrsanbindung und ländlichem Charme macht den Landkreis Börde zu einer interessanten Option für Immobilienkäufer und Investoren, die eine Alternative zu urbanen Märkten suchen. Eine gezielte Weiterentwicklung der Infrastruktur und die Förderung von Modernisierungsmaßnahmen könnten den Markt langfristig stärken.

9. Fazit

Der Immobilienmarkt im Landkreis Börde bietet vielfältige Möglichkeiten für unterschiedliche Zielgruppen, von Familien über Pendler bis hin zu Unternehmen. Während der Wohnimmobilienmarkt von einer stabilen Nachfrage nach Einfamilienhäusern und erschwinglichen Mieten geprägt ist, profitiert der Gewerbeimmobilienmarkt von der strategischen Lage. Herausforderungen wie Leerstand und demografischer Wandel erfordern jedoch gezielte Maßnahmen, um das Potenzial der Region voll auszuschöpfen. Insgesamt bleibt der Landkreis Börde ein attraktiver Standort mit einem ausgewogenen Preis-Leistungs-Verhältnis.